Frankreichs Allgemeinmediziner schlagen Alarm: Schon 3 tote Hausärzte

Jean-Paul Hamon
Jean-Paul Hamon Copyright Euronews
Copyright Euronews
Von Guillaume Petit
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Der Vorsitzende der Vereinigung französischer Hausärzte Jean-Paul Hamon meint, dass die Regierung die Allgemeinmediziner in der #Coronavirus-Krise im Stich gelassen hat.

WERBUNG

Der Vorsitzende der Vereinigung französischer Hausärzte, Dr. Jean-Paul Hamon, ist selbst in einem Vorort von Paris in häuslicher Quarantäne. Er fühlt sich und die Allgemeinmediziner von der Regierung im Stich gelassen und spricht von einem Skandal.

Im Interview mit Euronews beklagt Jean-Paul Hamon den Mangel an Masken und Tests und vor allem, dass schon mehrere Allgemeinmediziner nach einer Infektion mit Covid-19 gestorben sind. Für ihre mangelnde Vorbereitung müsse die Regierung Rechenschaft ablegen, meint Hamon.

Insgesamt gibt es in Frankreich fünf Todesfälle unter Medizinern - darunter drei Hausärzte.

Ein Ärzteblatt hat angefangen, per Befragung, die Zahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Mediziner in Frankreich zu erfassen.

Stand Donnerstag hatten sich in Frankreich mehr als 25.600 Menschen mit Covid-19 angesteckt. 1.331 waren nach einer Infektion gestorben. Die aktuellen Zahlen weltweit finden Sie hier.

Wir können nicht nur in das Krankenhaus investieren und die liberale Medizin vernachlässigen.
Jean-Paul Hamon
Vorsitzender der Vereinigung französischer Hausärzte

Hamon glaubt, dass die Regierenden die Hausärzte in ihrem Kampf gegen Covid-19 übergeht. "Wir können nicht nur in das Krankenhaus investieren und die liberale Medizin vernachlässigen, die Hausärzte wurden von der Regierung bei der Vorbereitung dieser Pandemie vernachlässigt und völlig vergessen."

In Frankreich - wie anderswo - sollten Patienten, die glauben, dass sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, zunächst ihren Hausarzt anrufen und dann per Visiokonferenz konsultieren. Auch Jean-Paul Hamon glaubt, dass so der Druck auf die überlasteten Krankenhäuser entschärft werden kann.

Besonders eklatant sei die mangelnde Vorbereitung der französischen Gesundheitsbehörden bei der Bereitstellung von Atemschutzmasken. Jean-Paul Hamon sagt: "Eine Regierung, die diesen Namen verdient, unterhält genügend Vorräte, um die medizinische Gemeinschaft, aber auch die eigene Bevölkerung zu schützen. (...) Es ist eine totale Anomalie, dass wir Masken im Wert von 20 Millionen Euro nicht auf Lager haben. Es ist ein schwerer Fehler, für den wir die Regierung zur Rechenschaft ziehen werden."

Dr. Hamon schimpft über die schlechte Organisation im Kampf gegen das Coronavirus: "Wir müssen bei diesen Behörden aufräumen, die sich überschneiden und sich selbst am Funktionieren hindern (...) und die es nicht schaffen, die Bevölkerung zu warnen."

Eine Regierung, die diesen Namen verdient, unterhält genügend Vorräte, um die medizinische Gemeinschaft, aber auch die eigene Bevölkerung zu schützen.
Jean-Paul Hamon
Vorsitzender der Vereinigung französischer Hausärzte

Auf Twitter beklagt der Arzt auch, dass das Energieunternehmen TOTAL an seinen Tankstellen in Frankreich jetzt den Beschäftigten von Krankenhäusern kostenloses Benzin anbietet, dass aber Hausärzte nicht von diesem Angebot profitieren können. Er schreibt, dass er darüber nachdenke, in ein Elektroauto zu investieren.

Journalist • Kirsten Ripper

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Geisterstädte in Frankreich: "Es ist ein Krieg ohne Krieg"

Hausarzt aus Codogno kurz vor seinem Tod: "Wir arbeiten ohne Handschuhe"

Nicht hart genug? Migrationspakt im EU-Wahlkampf an Frankreichs Grenze kritisiert