Der Gesundheitsexperte erklärt im Gespräch mit #euronews, dass die Regierung in den vergangenen 4 Jahren offenbar mit anderen Dingen beschäftigt war.
In Großbritannien sind mehr Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben als in Italien. Insgesamt wurden - Stand 6. Mai 2020 - 30.000 Todesfälle verzeichnet - nur in den USA gibt es noch mehr. Fast 200.ooo Menschen im Vereinigten Königreich wurden inzwischen positiv auf Covid-19 getestet. Über das britische Gesundheitssystem hat Euronews mit einem Experten gesprochen.
Martin McKee kennt sich bestens aus mit dem NHS, dem National Health Service - dem britischen Gesundhetissystem -, er ist Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine.
Prof. Martin McKee erklärt: "Die Weltgesundheitsorganisation sagte 'Testen, Testen, Testen'. Großbritannien war dazu nicht in der Lage. Seine Infrastruktur des öffentlichen Gesundheitswesens war geschwächt. Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Regierung in den letzten vier Jahren andere Dinge im Kopf hatte. Sie hatte zwar 2016 ihre Notfallplanung überprüft, aber die Ergebnisse sind nie veröffentlicht worden, und wir wissen, dass kaum etwas umgesetzt wurde".
Die Briten machen vieles anders als anderswo - auch beim Eindämmen der Coronavirus-Pandemie. Zunächst schien Premierminister Boris Johnson auf die sogenannte "Herdenimmunität" zu setzen, bevor er eine Ausgangssperre verhängte - und dann selbst an Covid-19 erkrankte.
Prof. Martin McKee meint auch: "Wir tendieren dazu, unseren eigenen Weg zu gehen, zum Beispiel bei der App. Sie unterscheidet sich von der in anderen Ländern. Wir machen keinen Gebrauch von der Expertise der kommunalen Gesundheitsbehörden. Es ist ein Art zentrales, vertikales Vorgehen, wie es in Ländern mit niedrigem Einkommen verwendet wird, Und das hat leider schon in der Vergangenheit nicht funktioniert".
Der britische Außenminister spricht inzwischen von einer "massiven Tragödie" - viele gehen aber weiter davon aus, dass die wirklichen Zahlen weit höher liegen als die offiziellen.