Anschläge von Waldkraiburg: Verdächtiger gibt "Hass auf Türken" als Motiv an

Die Polizei in Bayern ist zufällig auf den Verdächtigen gestoßen
Die Polizei in Bayern ist zufällig auf den Verdächtigen gestoßen Copyright Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Süd
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Von euronews mit dpa
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Nach Angriffen auf Läden mit türkischstämmigen InhaberInnen in Bayern hat die Polizei einen Mann festgenommen, der angab, IS-Anhänger zu sein.

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Nach Angriffen auf Läden mit türkischstämmigen Inhabern in Bayern hat die Polizei einen 25-Jährigen festgenommen, der angab, Anhänger der Dschihadiatenmiliz "Islamischer Staat" zu sein. Wie die Polizei bekanntgab, sei in diesem Zusammenhang "Hass auf Türken" sein Motiv gewesen. Der Tatverdächtige ist laut Polizei deutscher Staatsbürger, seine Eltern stammen aus der Türkei.

Die Polizei war am Freitagabend auf den 25-Jährigen aufmerksam geworden. Er wurde demnach am Bahnhof am oberbayerischen Mühldorf am Inn kontrolliert, da er ohne Fahrschein unterwegs gewesen sei. Im Gepäck des Verdächtigen fanden die Beamten dann mehrere zündfähige Rohrbomben. Der Bahnhof wurde für mehrere Stunden gesperrt. Der mutmaßliche Attentäter wurde festgenommen und von der SOKO "Prager" vernommen, die die Anschlagsserie auf die Läden im nahegelegenen Waldkraiburg untersucht.

SOKO „Prager“ - Pressekonferenz

Publiée par Polizei Oberbayern Süd sur Dimanche 10 mai 2020

Fünf Anschläge von Mitte April bis Anfang Mai

Am 27. April gab es einen Anschlag auf einen Gemüseladen. Das Geschäft ging in Flammen auf. 27 Bewohner des Gebäudes mussten laut Polizei evakuiert werden. Sechs Menschen wurden verletzt. Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Mitte April waren Steine in die Fensterscheiben eines Friseursalons und eine Pizzeria in Waldkraiburg geflogen. Am 6. Mai wurde ein Dönerladen angegriffen.

Der am Freitag festgenommene Mann gab laut Polizei zu, die Taten begangen zu haben. Er sagte zudem aus, dass sich in seiner Wohnung und seinem Auto mehr Sprengstoff befände. Die Polizei stellte mehrere Rohrbomben, eine Pistole und weiteres Beweismaterial sicher. Wegen der Einsätze mussten Dutzende AnwohnerInnen zeitweise evakuiert werden.

Versuchter Mord in 27 Fällen

Der Verdächtige wurde am Samstag der Generalstaatsanwaltschaft München vorgeführt, so die Polizei weiter. Ihm wird versuchter Mord in 27 Fällen, schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Er befinde sich in einem bayerischen Gefängnis.

Bisher war der Mann nur zwei Mal durch kleinere Drogendelikte aufgefallen. Er habe eine normale Entwicklung durchlaufen und eine Lehre als Einzelhandelskaufmann gemacht, sich dann aber zunehmend radikalisiert, so der leitetende Oberstaatsanwalt Georg Freutsmiedl.

Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Es gehe nicht zuletzt um die Herkunft der Waffe, den Verkäufer sowie die weiteren Pläne, sagte Freutsmiedl. "Wir müssen die Frage stellen: Warum hat er in dieser Massivität Rohrbomben hergestellt?"

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