Koloniale Denkmäler im Kreuzfeuer: "Wir sollten Rassismus beseitigen"

Proteste in London
Proteste in London Copyright Alberto Pezzali/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit AP
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Denkmäler aus der Kolonialzeit haben derzeit in Nationen wie Großbritannien und Belgien keinen leichten Stand. Das Für und Wider ihrer Entfernung von öffentlichen Standorten polarisiert.

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Für viele Briten sind es gewöhnungsbedürftige Anblicke, die Black Lives Matter Bewegung aber bejubelt den Abbau der Statue des Sklavenhalters Robert Milligan in den Londoner Docklands.

Eigenhändig hatten Aktivisten zuvor bereits im Hafen von Bristol dem Abbild von Sklavenhändler Edward Colston den Garaus gemacht. Teile der britischen Bevölkerung machen mobil gegen Rassismus nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd.

Geoff Palmer lehrt Geschichte an der Universität Edinburgh und ordnet das Geschehen ein: "Es ist wahrscheinlich das erste Mal in der Geschichte der Sklaverei, dass die weiße Gemeinschaft, das weiße System, sozusagen äußerst kooperativ ist. Wir haben dieses Miteinander in Bezug auf Rassismus, um ihn loszuwerden, noch nicht erlebt. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir als nächstes den Rassismus beseitigen sollten."

Tausende demonstrierten in Oxford

Vielerorts in Großbritannien werden die Rufe lauter nach einem anderen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit. In Oxford wurde vor der Universität der Abbau der Statue des Slavenhalters Cecil Rhodes gefordert. Doch die Meinungen gehen auseinander.

Der britische Journalist und Autor Peter Hitchens äußert Bedenken: "Ich meine, die Vergangenheit zu zerstören ist nie eine gute Sache. Es ist schon sehr eigenartig, die Zerstörung oder Entfernung von Statuen von Menschen zu fordern, die vor mehrerenJahrhunderten gestorben sind. Das wirkt auf mich wie eine seltsame Ablenkung von dringenderen Dingen."

Großbritanniens Erbe

Die Debatte rührt an den Grundfesten Großbritanniens. Schließlich basiert der Reichtum des Königreichs teilweise auf dem imperialen Erbe. Und vom Wohlstand profitieren alle.

Peter Frankopan ist Historiker an der Universität Oxford und mahnt: "Ich meine, dass man mit Fragen wie dieser sehr vorsichtig sein muss, um nicht nur einzelne Personen herauszupicken, denn das ganze Imperium - ganz Großbritannien, die Universitäten, die Städte, die Industrie - wurde auf Materialien, Ressourcen und Reichtümern aufgebaut, die aus anderen Teilen der Welt stammen."

Statuen in Belgien geschändet

Die Frage eines anderen politischen und gesellschaftlichen Umgangs mit der Vergangenheit stellt sich derzeit aber nicht nur in Großbritannien und den USA. Farbattacken auf eine Statue von König Leopold II. in Antwerpen und Brüssel zwingen Belgien, Diskussionen über ausbeuterische Eroberungen in Afrika zu führen.

Auch anderswo in Europa erwägen Behörden, Denkmäler zu entfernen und Straßen umzubenennen. Maßnahmen, die von nicht wenigen Menschen als Provokation gewertet würden.

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