Prostitution und Covid-19 - der Kampf der Unsichtbaren

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Von Gregoire Lory
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In Belgien dürfen seit einer Woche Prostituierte wieder ihrer Arbeit nachgehen. Doch das älteste Gewerbe der Welt steht nun vor existentiellen Herausforderungen

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Sie fühlen sich als unsichtbar gegenüber dem Coronavirus.

Seit einer Woche dürfen in Belgien Prostituierte wieder ihrem Geschäft nachgehen.

Doch dieser Neustart lässt für alle Beteiligten viele Fragen offen.

Es herrscht Konfusion, wie uns Marie erklärt.

Sie gehe nicht mit inem Lächeln auf den Lippen wieder an die Arbeit, aber sie habe keine Wahl.

Das Virus mache ihr Angst, man wisse einfach zu wenig.

Sie müsse nun ihren Kunden erklären, dass sie eine Maske tragen müssten.

Und wie solle das mit den Abstandsregeln funktionieren? Es sei nicht klar, was die Kunden dazu sagten.

Das älteste Gewerbe der Welt war drei Monate lang zum völligen Stillstand gekommen.

Die Raucherin Marie gehörte wegen einer chronischen Krankheit zu einer Risikogruppe.

Finanziell musste sie an ihre Reserven gehen, die sie eigentlich für die Rente sparen wollte.

Doch zum Überleben muss sie jetzt wieder an die Arbeit.

Sie habe 9000 Euro Schulden angehäuft, weil sie Rechnungen nicht begleichen konnte, erzählt sie.

Sie habe zwei Wohnungen zu unterhalten, zwei Mal Gas und Elektrizität zu bezahlen.

Am Monatsersten sei sie schon blank gewesen, nicht mal Geld für ein Sandwich oder eine Zigarette. Und das Telefon müsse sie auch noch bezahlen.

Inzwischen machen sich gewerkschaftliche Gruppen für eine Nothilfe für Prostituierte stark.

Im Norden Brüssels sei für etwa 130 Personen pro Woche eine Essensverteilung organisiert worden, erklärt der Hilfskoordinator Maxime Maes.

Einige Prostituierte hätten ihren Wohnungen verloren. Die Lage sei eine menschliche Katastrophe.

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So manche der geschätzten 26.000 Prostituierten in Belgien mißtrauen dem Gesundheitsprotokoll, das von den Behörden festgelegt wurde.

Stattdessen wollen sie warten, bevor sie zur Arbeit zurückkehren - wie Hot Marijke.

Wenn sich nichts ändere, wolle sie die Regierung auf Rücknahme des Protokolls verklagen. So könne sie hoffentlich ein Verbot der Prostitution bis mindestens 1. September erreichen.

Hot Marijke ist registriert. Sie hat daher Anspruch auf staatliche Hilfe.

Doch andere haben keine Wahl: Sie müssen ihrer Arbeit nachgehen.

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Journalist • Stefan Grobe

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