Host Town Initiative: Olympische Gastfreundschaft in Japan

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Von Charlotte Kan, Sabine Sans
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Die Idee dahinter: Japanische Orte im ganzen Land werden kultureller Gastgeber für ein fremdes Land im Vorfeld der Olympischen Spiele 2021.

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Thema heute in Spotlight-Japan sind die "Gastgeberstädte" Japans. Vor den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio 2020 haben fast 500 Städte in ganz Japan im Rahmen der "Host Town Initiative" Beziehungen zu einem Land oder einer Region aufgebaut oder verstärkt. Ziel ist, einen interkulturellen Dialog zu entwickeln, internationale Festivals zu organisieren, Sportler während ihres Trainings zu beherbergen oder andere Initiativen zu organisieren, um Beziehungen zum Rest der Welt zu knüpfen.

Gastgeberstädte Japans

In Japan intensivieren viele Städte im Vorfeld der Olympischen Spiele im nächsten Sommer bereits jetzt den Austausch mit dem Rest der Welt.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio auf 2021 verschoben. Die Organisatoren setzen jedoch die Austauschprogramme vor den Spielen fort, darunter die Initiative "Host Towns" - die "Gastgeberstädte".

"Obwohl noch viele Herausforderungen vor uns liegen, arbeiten wir weiterhin hart daran, die Sportler willkommen zu heißen, die für das nächste Jahr trainieren", sagt Toshiro Muto, Geschäftsführer des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio. "Wir hoffen, dass die Spiele durch den Mut und die Solidarität der Menschen auf der ganzen Welt zu einem Symbol des Aufschwungs werden."

Maebashi hat südsudanesische Sportler zum Trainieren eingeladen

Maebashi ist eine von Hunderten lokalen Behörden in Japan, die internationale Solidarität zeigen. Während einige Gastgeberstädte einen kulturellen oder wirtschaftlichen Austausch organisieren, beherbergt diese Stadt Sportler aus dem Südsudan, die aufgrund des Bürgerkriegs und fehlender Einrichtungen nicht zu Hause trainieren können. Die Gäste besuchen auch die Sprachschule.

Mehr über die Initiative erfährt man im Rathaus: "Der Südsudan ist in einer schwierigen Situation", so Kazuhiko Kuwabara, Manager, Abteilung Sport, Stadtverwaltung Maebashi. "Wir dachten, dass die Stadt Maebashi sportlich einen Beitrag leisten könnte, also haben wir die Sportler eingeladen. Wir freuen uns auf die Olympischen Spiele. Natürlich werden wir die japanischen Sportler anfeuern. Aber der Spaß wird doppelt so groß sein, weil wir auch die südsudanesischen Sportler anfeuern können."

Die jungen Sportler trainieren seit vergangenen November in Japan. Trotz der Verschiebung der Olympischen Spiele sind sie weiterhin willkommen. Alle anfallenden Kosten werden durch Spenden japanischer Bürger gedeckt.

"Das hat mein Leben verändert", erzählt der südsudanesische Sportler Kutjang Michael Machiek. "Ich habe unter sehr schwierigen Bedingungen trainiert. Wir machen eine neue Erfahrung mit unterschiedlichsten Eindrücken, das ist eine interessante Zeit für mich.”

Viele Menschen in Maebachi bieten ihre Hilfe an, wie dieser Trainer: "Meine Arbeit als Lehrer war gerade beendet, also erklärte ich mich bereit, die südsudanesischen Sportler zu unterstützen", so Cheftrainer Hiroshi Yoshino.

Die Einheimischen tun alles, damit sich die Sportler wohlfühlen:

"Wir haben diese T-Shirts entworfen, damit sich die in Maebashi lebenden südsudanesischen Sportler nicht einsam oder traurig fühlen und die Unterstützung der ganzen Gemeinde spüren", erklärt Shohei Sato, Direktor des Unterstützungskomitees Südsudan.

Nächste Gastgeberstadt: Yamada-Machi

Diese kleine Küstenstadt teilt eine alte Geschichte mit den Niederlanden: Im 17. Jahrhundert landete ein holländisches Schiff auf einer vorgelagerten Insel an. Seitdem ist sie auch als "Oranda Jima" auf Deutsch "Hollandinsel" bekannt.

Das schwere Erdbeben und der Tsunami 2011 verwüsteten Yamada-Machi. Sie ist Gastgeberstadt in Anerkennung der internationalen Hilfe, die für ihren Wiederaufbau geleistet wurde, insbesondere aus den Niederlanden. Kürzlich kamen niederländische Karate-Sportler zu Besuch:

"Wir wollten unsere Dankbarkeit für die Unterstützung zum Ausdruck bringen, die wir durch die ‘Host Town Initiative’ aus der ganzen Welt erhalten haben, und ein Band knüpfen", sagt Shinitsu Sato, Bürgermeister der Stadt Yamada. "Viele Leute halfen uns beim Bau des Oranda-Jima-Hauses. Das Ziel war es, eine Infrastruktur zu schaffen, einen Hort, damit die Kinder lernen können."

Legendäre japanische Gastfreundschaft

Wie bei der jüngsten Rugby-Weltmeisterschaft nutzen die Einwohner von Yamada die Spiele, den Besuchern die legendäre japanische Gastfreundschaft zu demonstrieren.

Zum Beispiel mittels des "Omotenashi"-Konzepts: Die Teezeremonie verkörpert die alte japanische Tradition der Gastfreundschaft, bei der der Gastgeber auf die Bedürfnisse des Gastes eingeht. Sohen Yamada, Großmeister an der Sohen-Teeschule, erklärt:

"Man reinigt sich, indem man zusammenhanglose Gedanken verjagt, um zu einer Person zu werden, die spüren kann, was die Gäste denken und welche Probleme sie haben."

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