Airbus-Kahlschlag in Toulouse: Weg von der einförmigen Wirtschaft

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Der Raum Toulouse in Südfrankreich ist Airbus-Land. Das wird jetzt zum Problem. Denn Angestellte und Zulieferbetriebe haben Angst vor dem Wegfall von Arbeitsplätzen.

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Wie geht es in Toulouse weiter? Die Stadt in Südfrankreich und ihre Umgebung ist vom Airbus-Werk geprägt, das vielen Menschen Arbeit bietet. Wie lange noch?

„Während die Maschinen während der Ausgangssperren drei Monate lang auf dem Boden blieben, haben die Fluggesellschaften ihre größten finanziellen Verluste in der Geschichte der Luftfahrt verzeichnet, meldet der Internationale Luftfahrtverband. Die Verluste weiten sich jetzt auf die Flugzeugbauer und ihre Zulieferer aus“, sagt euronews-Reporter Guillaume Desjardins.

Rund 15 000 Stellen will Europas größter Flugzeugbauer Airbus streichen. In Frankreich trifft das den Raum Toulouse mit voller Wucht. Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Sparmaßnahmen des Unternehmens, das weltweit rund 134 000 Menschen beschäftigt - doch es geht nicht nur um die Airbus-Belegschaft.

Gewerkschafter: „Es gibt andere Lösungen!“

Cédric Caubère von der Gewerkschafter CGT erläutert: „Dahinter steht das, worüber man weniger spricht, das ganze Netz der Zulieferer, die Stellen, die unmittelbar daran hängen. Man rechnet damit, dass an einem Arbeitsplatz in der Industrie vier weitere hängen. Das ist ein Abschlachten, das sich dort anbahnt, ein Abschlachten der Arbeit, eine Beleidigung der Gewerkschaften. Wir bei der CGT sagen: Es gibt andere Lösungen!“

Lokalpolitiker Georges Méric, der dem Rat des Departements Haute Garonne vorsitzt, meint, im Raum Toulouse sei zu viel auf Airbus ausgerichtet. „Man muss das grüne Flugzeug, das Flugzeug von morgen erdenken. Es ist bereits erdacht worden, da muss man weiterkommen. Und es braucht eine breitere Fächerung. Das Beschränken auf einen Bereich, auf die Luftfahrt, die einförmige Industrie im Raum Toulouse ist eine Schwäche, die vielleicht durch Sorglosigkeit entstanden ist. Wenn es läuft, sind alle zufrieden, und wenn es nicht läuft, gibt es einen Aufschrei. Man muss sich also die Frage stellen: Wie können wir unsere Industrie breiter fächern?“, so Méric.

Der Wirtschaftswissenschaftler Christian Gollier leitet in Toulouse die Wirtschaftshochschule TSE, die auch mit Airbus zusammenarbeitet. Aus seiner Sicht haben sich Abläufe in der Geschäftswelt grundlegend geändert. „Das Coronavirus hat gezeigt, dass es möglich ist, auf die Luftfahrt zu verzichten. Das gilt besonders für Unternehmen, deren Angestellte reisen müssen, um an Arbeitsbesprechungen in anderen Städten oder Ländern teilzunehmen. Man hat herausgefunden, dass es möglich ist, Besprechungen virtuell abzuhalten. Das hat langfristige Auswirkungen“, findet Gollier.

Laut Airbus sind die Einsparungen notwendig, um als Unternehmen überleben zu können. Der Konzern spricht von überwältigenden Herausforderungen.

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