Im Ferienlager an Covid erkrankt - WHO schlägt Alarm

Viele Eltern sind verunsichert: Mehr Kinder und Jugendliche in Europa haben sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Das sagte Dr. Hans Kluge, der zuständige WHO-Regionaldirektor im Gespräch mit Euronews.
Neue Erkenntnisse, die erste Annahmen über den Haufen werfen, wonach Minderjährige sich weniger oft anstecken oder das Virus auf andere Menschen übertragen.
Viele Eltern sind nun verunsichert: In Mecklenburg-Vorpommern hat die Schule bereits begonnen, die anderen Bundesländern folgen in den nächsten Wochen.
Warum soviele Neuinfektionen bei Kindern?
Für die Weltgesundheitsorganisation ist der Fall klar: Ein Grund für die wachsende Zahl von positiven Coronatests unter Minderjährigen seien die Sommerferien.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus:
Studie: Kinder doch stark betroffen
So geschehen Ende Juni in einem Feriencamp im US-Bundesstaat Georgia. Etwa 600 Menschen waren vor Ort, von denen nur rund die Hälfte nachträglich auf Corona getestet wurde.
Die besorgniserregende Erkenntnis: Zwei Drittel der Untersuchten hatten sich mit Sars-CoV-2 angesteckt.
Die rund 250 Angestellten und Freiwilligen in dem Camp trugen Masken, die rund 350 Gäste im Alter von 6 bis 18 Jahren brauchten keinen Mund-Nasen-Schutz. Während ihres mehrtägigen Aufenthalts gab es zahlreiche Aktivitäten im Freien und in geschlossenen Räumen, darunter "kräftiges Singen und Jubeln". Freie Fahrt für das Virus.
Die hohen Infektionszahlen riefen die US-Gesundheitsbehörde CDC auf den Plan, die eine Studie in Auftrag gab. Ergebnis:
Kinder jeden Alters können sich mit dem Erreger infizieren.
Entgegen ursprünglicher Annahmen könnten Kinder und Jugendliche auch eine "wichtige Rolle" bei der Übertragung von Sars-CoV-2 spielen.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus:
In seinen Tweet appelliert der WHO-Chef daher an Kinder und Jugendliche, sich regelmäßig die Hände zu waschen, eine Maske zu tragen, soziale Kontakte einzuschränken sowie Menschenansammlungen zu meiden.
"Ich habe keine Angst"
In vielen Freizeitparks wie im Phantasialand im deutschen Brühl gilt zwar eine eingeschränkte Maskenpflicht, es gibt auch zahlreiche Spender mit Desinfektionsmitteln. Doch Sicherheitsabstände werden kaum eingehalten.
Aber nicht nur Kinder gehen ein Risiko ein.
Viele junge Erwachsene bestätigten auf Nachfrage von Euronews, dass sie sich kaum noch isolieren. Sie träfen genauso viele Freunde wie vor dem Corona-Ausbruch, auch wenn sich andere Aspekte ihres Lebens seitdem verändert hätten.
Die 32-jährige Sarah arbeitet für eine gemeinnützige Stiftung in Paris. Auch sie sagt, sie treffe genauso viele Menschen wie vor der Ausgangssperre, seitem im Juni Bars und Restaurants in Frankreich wieder geöffnet seien. Die meisten Menschen, die sie kennt, seien nicht übermäßig besorgt.
"Warum unnötige Risiken eingehen?"
Angesichts des neuartigen Coronavirus wurden in den vergangenen Monaten viele Erkenntnisse revidiert. Allmählich machen sich auch langfristige gesundheitliche Auswirkungen bemerkbar:
Dr. Maria van Kerkhove, die technische Leiterin von COVID-19 bei der WHO, nannte extreme Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Schwierigkeiten bei der Wiederaufnahme normaler Aktivitäten als einige der längerfristigen Auswirkungen, an bei Menschen mit einer leichten Infektion auftreten könnten.
Der Exekutivdirektor des WHO-Programms für Gesundheitsnotfälle, Michael Ryan, fügte hinzu, dass über die längerfristigen Auswirkungen des Virus noch wenig bekannt sei. Er warnte daher:
Beide forderten Jugendliche auf, sich an die Regeln zu halten und überfüllte Orte zu meiden, wobei van Kerkhove darauf hinwies, dass "wir die Nachtclubs durchweg als Verstärker bei Übertragungen betrachten".
Für Dr. Kluge ist der Anstieg der Fallzahlen weitgehend "auf ein verändertes Verhalten der Menschen zurückzuführen".
Er forderte Gesundheitsexperten auf, ihre Botschaften an die Lebenswelt der jungen Menschen anzupassen.
"Schuldzuweisungen sind das Schlimmste, was wir tun können", fügte er hinzu und erklärte, man müsse junge Erwachsene mit positiven Botschaften überzeugen.