Anwältin Nasrin Sotoudeh nach 20 Tagen Hungerstreik in Iran in Lebensgefahr

Nasrin Sotoudeh 2008
Nasrin Sotoudeh 2008 Copyright Arash Ashourinia/Copyright 2019 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP
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Während Zehntausende verurteilte Kriminelle freigelassen wurden, bleiben politische Gefangene in Iran im Gefängnis - trotz #covid19. Dagegen protestiert die inhaftierte Anwältin Nasrin Sotoudeh.

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Seit mehr als 20 Tagen ist die Anwältin und Sacharow-Preisträgerin Nasrin Sotoudeh im Evin-Gefängnis in Teheran im Hungerstreik. Die 57-Jährige protestiert dagegen, dass Kriminelle wegen der Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, freigelassen wurden, politische Gefangene wie sie selbst aber inhaftiert bleiben. "Die Bedingungen der politischen Gefangenen [im Iran] sind so schwierig geworden, dass es unmöglich ist, ihre Inhaftierung unter diesen oppressiven Bedingungen fortzusetzen", schrieb Sotoudeh (auch: Sotudeh oder Satoudeh) in einer Erklärung zu Beginn ihres Hungerstreiks. 

Die Juristin war 2018 unter dem Vorwurf der Propaganda gegen die Regierung festgenommen und zu mehr als 30 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt worden. Sie hatte als Anwältin u.a. Frauen verteidigt, die gegen die Kopftuchpflicht protestiert hatten. Amnesty International setzt sich in einer Kampagne für die Freilassung der zweifachen Mutter Nasrin Sotoudeh ein.

Nasrin Sotoudehs Anwalt Mohammed Moghimi warnt, seine Klientin müsse dringend freigelassen werden, ihr Leben sei in Gefahr. Auch ihr Ehemann Reza Khandan berichtet von ihrem sich verschlechternden Gesundheitszustand. Sotoudeh leidet unter extremem Gewichtsverlust und schwankendem Blutdruck. Laut "Iran Human Rights Monitor" wurde die Anwältin am 21. August aus ihrer Zelle in die Krankenstation des Evin-Gefängnisses verlegt.

Zuvor war ihre 20 Jahre alte Tochter Mehraveh Khandan zu Hause abgeholt und festgenommen worden - offenbar um Druck auf die Mutter auszuüben, ihren Hungerstreik zu beenden.

Auch über Twitter versucht Sotoudehs Ehemann, die Freilassung seiner Frau zu erreichen. 

Beobachter gehen davon aus, dass die iranische Regierung wegen der internationalen Aufmerksamkeit den in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Filmemacher Mohammad Rasolouf zwar verurteilt, aber nicht inhaftiert hat.

2012 war Nasrin Sotoudeh zusammen mit dem iranischen Filmemacher Jafar Panahi in Abwesenheit mit dem Sacharow-Preis des EU-Parlaments geehrt worden. Mit diesem Preis zeichnen die Europaabgeordneten Persönlichkeiten aus, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit engagieren.

Nasrin Sotoudeh war auch in Jafar Panahis Film "Taxi Teheran" zu sehen - als die Frau mit den Rosen.

Schon seit Anfang Juni war die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Iran gestiegen - sie liegt seitdem offiziellen Angaben zufolge bei etwa 2.000 bestätigen Fällen pro Tag. Insgesamt sind in Iran mehr als 21.000 Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Allerdings hatten anonyme Quellen dem persischsprachigen Dienst der BBC Listen zugeschickt, die offenbar zeigen, dass die iranischen Behörden die Todeszahlen bewusst niedriger angeben und dass es tatsächlich weit mehr Opfer durch das Coronavirus gibt.

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