Krise im Libanon - Auswanderung nimmt zu

Krise im Libanon - Auswanderung nimmt zu
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Von Ronald Krams
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Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut am 4. August, bei der mindestens 190 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt wurden, verlassen immer mehr libanesische Bürger ihr Heimatland

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Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut am 4. August, bei der mindestens 190 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt wurden, verlassen immer mehr libanesische Bürger ihr Heimatland.

Getrieben von der Hoffnungslosigkeit in einem Staat, der von Korruption und Vernachlässigung geprägt ist, ist die Zahl der Auswanderer sprunghaft angestiegen.

Auch der Gynäkologe Bernard Nasr und seine als Radiologin tätige Ehefrau sehen im Libanon keine Zukunft:

"Nach 15 oder 16 Jahren Studium und Ausbildung sind wir ohne Einkommen. Die Explosion ist der Auslöser dafür, dass wir beschlossen haben, unser Land zu verlassen".

"Jeder Politiker hier ist für die letzten dreißig Jahre verantwortlich. Wir wollen, dass unsere Kinder in einem friedlichen Land leben, in dem sie sicher sind".

Die Zahl der Passagiere, die täglich aus dem Libanon abfliegen, ist um 36 % gestiegen. Die Internetrecherche zum Thema Auswanderung aus dem Libanon hat einen 10-Jahres-Höchststand erreicht.

Dazu Innenarchitektin Rana Mousallem:

"Ich kann hier nicht investieren. Es ist zu riskant unsere Talente in Projekte einzubringen. Es ist eine große psychische Belastung. Jeden Tag wache ich auf und es gibt ein neues Problem. Alle meine Freunde machen das Gleiche. Sie füllen Formulare für die Auswanderung aus".

Während viele den letzten Funken Hoffnung in einem versagenden System verloren haben, hat der französische Präsident Emmanuel Macron eine klare Botschaft gesendet. Er fordert, umfassende Reformen durchzuführen um internationale Hilfe zu erhalten.

Macron hat einen detaillierten Fahrplan vorgeschlagen, der die Bildung eines neuen Kabinetts, die sofortige Wiederaufnahme der Gespräche mit dem IWF, die Prüfung der Zentralbank und die Umstrukturierung des angeschlagenen Elektrizitätssektors vorsieht.

Dazu Finanzexpertin Lamia Moubayed:

"Der internationale Druck wird von Präsident Macron angeführt. Er fordert ein definitives Ergebnis. Er will im Dezember zurückkommen und er spielt sein politisches Kapital gut aus. Er wird von sehr kompetenten Beratern aus der französischen Diplomatie unterstützt, die den Libanon und die Libanesen sehr gut kennen".

Libanons politisches System hat sich in der Vergangenheit immer wieder reformunfähig gezeigt. Nach aktuellen Schätzungen ist die Anzahl der Libanesen, die aufgrund der instabilen Situation in ihrem Heimatland im Ausland leben, dreimal so hoch, wie die Gesamtbevölkerung des Landes.

"Durch die Auswanderungswelle verliert das Land viele Talente, die für den Wiederaufbau gebraucht werden. Sollte dieser Trend anhalten, warnen Experten davor, dass die Zukunft des Landes darunter leiden wird".

Lea Fayad, Euronews

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