Auch die Bekleidungsindustrie leidet unter der Corona-Krise. Der richtige Moment zum Umdenken, fordern Umweltorganisationen.
Volle Innenstädte mit shoppenden KonsumentInnen: Dieses Bild ist angesichts der Corona-Lockdowns seltener geworden und das spürt die Bekleidungsindustrie deutlich. Die irische Billigmode-Kette Primark zum Beispiel ist laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr auf Klamotten im Wert von umgerechnet fast 250 Millionen Dollar sitzengeblieben. Das Beratungsunternehmen McKinsey schätzt, dass weltweit Textilien im Wert von mindestens 200 Milliarden Doller nicht verkauft wurden, doppelt so viele wie in einem normalen Jahr. Das hat auch Auswirkungen auf die Herstellerfabriken in Ländern wie Bangladesch. Viele Fabriken mussten bereits schließen. Millionen ArbeiterInnen stehen auf der Straße.
UN: 85 Prozent der Kleidung wird nicht recycelt
Unterdessen warnen Umweltschutzorganisationen vor den verheerenden Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie. Die Corona-Krise sei eine Möglichkeit, sich von der Überfluss-Strategie zu verabschieden, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Bericht, in dem konkrete Forderungen an die EU gestellt werden. "Die Europäische Kommission kann dafür sorgen, dass die Modeindustrie für die Umweltschäden, die ihre Überproduktion verursacht, verantwortlich gemacht wird", so Urška Trunk von der "Changing Markets Foundation", die für den Bericht mitverantwortlich ist. "Es muss sichergestellt werden, dass die Kleidung wieder eingesammelt, repariert und wiederverwertet wird, wenn die Konsumenten ihre Sachen nicht mehr wollen."
UN-Angaben zufolge landen 85 Prozent der Textilien weltweit auf Müllkippen oder werden verbrannt, obwohl die meisten Materialien wiederverwertet werden könnten. Die Modeindustrie ist für 20 Prozent der weltweiten Abwasserproduktion verantwortlich und verbraucht mehr Energie als die Flug- und Schiffindustrie zusammen.