In Minsk wurden zwei junge Journalistinnen zu Haftstrafen verurteilt – weil sie ihren Beruf ausübten.
Ein Gericht in Belarus hat zwei Journalistinnen zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Die 27-jährige Katerina Bachwalowa und die 23-jährige Daria Tschulzowa hatten über die Proteste gegen Staatschef Alexander Lukaschenko berichtet.
"Verletzung der öffentlichen Ordnung"
Den beiden wird vorgeworfen, die Demonstrationen mitorganisiert und so „die öffentliche Ordnung grob verletzt“ zu haben.
Beide Frauen bestreiten die Vorwürfe. Sie hatten im November aus einer Wohnung in Minsk heraus Protestkundgebungen gefil mt und live ins Internet übertragen. Sie wurden festgenommen und saßen seither in Untersuchungshaft.
477 Medienschaffende festgenommen
Kein Einzelfall, sondern in Belarus trauriger Alltag: Seit Beginn der Anti-Lukaschenko Proteste am 9. August und bis Ende 2020 wurden laut dem Belarussischen Journalistenverband 477 Journalist:innen verhaftet, 97 verbüßen Haftstrafen, neun sitzen in Untersuchungshaft.
Stimmung in Belarus weiter angespannt
Seit der weder fairen noch freien Präsidentenwahl am 9. August steckt Belarus in einer innenpolitischen Krise. Die Wahl löste Massenproteste aus, an denen sich zu Spitzenzeiten Hunderttausende Menschen beteiligten.
Sicherheitskräfte gingen oft mit großer Gewalt gegen die Menschen vor. Es gab mehr als 30.000 Verhaftungen. Hunderte Menschen wurden verletzt, mehrere getötet. Zuletzt gab es noch kleinere Proteste, zumeist in Wohnvierteln in Minsk.
Lukaschenko hatte sich bei der Wahl nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die Europäische Union erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Sie hat Sanktionen gegen führende Köpfe in Minsk verhängt.