Covid-19: Neue "bretonische Variante" mit PCR-Test nicht nachweisbar

Im Krankenhaus von Brest in der Bretagne
Im Krankenhaus von Brest in der Bretagne Copyright LOIC VENANCE/AFP
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Von Kirsten Ripper mit AFP, OUEST FRANCE, F3
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In Frankreich untersuchen die Gesundheitsbehörden eine neue "bretonische Variante" des Coronavirus. Die Mutation ist durch PCR-Tests mit Nasenabstrich offenbar kaum nachweisbar.

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Eigentlich gehört die Bretagne in Frankreich seit Beginn der Corona-Pandemie zu den Gebieten mit weniger Corona-Infektionen als im Rest des Landes. Immer wieder wurden Covid-19-Patient:innen aus schlimmer betroffenen Landesteilen an die Atlantikküste transportiert. Zur Zeit steigt die 7-Tage-Inzidenz aber auch in Westfrankreich. Sie liegt in dieser Woche in der Bretagne bei 132,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, in ganz Frankreich beträgt die Inzidenz (Stand: 15. März 2021) 240 pro 100.000 Einwohner.

Die "bretonische Variante"

Landesweit für Schlagzeilen sorgt aber eine neue Mutation des Coronavirus, die als "bretonische Variante" bezeichnet wird, weil sie Ende Februar in einem Krankenhaus in Lannion in der Bretagne entdeckt wurde. Die französische Generaldirektion für Gesundheit (DGS) hat erste Erkenntnisse dazu in medizinischen Fachkreisen publik gemacht.

Zu dem Cluster im Krankenhaus von Lannion werden 79 Fälle von Covid-19 gerechnet, bei 8 davon wurde die "bretonische Variante" durch Sequenzierung nachgewiesen. Wie die DGS mitteilte, ist die neue Mutation ersten Untersuchungen zufolge "weder ansteckender noch für einen schwereren Krankheitsverlauf verantwortlich als das historische Virus". Zuerst hatte France 3 Bretagne über die Mutation berichtet.

Negative PCR-Tests trotz Infektion mit Coronavirus

Die Besonderheit der bretonischen Variante besteht aber darin, dass sie in PCR-Tests durch einen Nasenabstrich negative Resultate ergibt, also dass die Testung nicht funktioniert.

Wie OUEST FRANCE berichtet, hatten die Gesundheitsbehörden nach einer "wiederholten Diskordanz" zwischen den klinischen Anzeichen für eine Covid-19-Erkrankung und den "negativen Ergebnissen der nasopharyngealen Tests" die molekularen Analysen veranlasst. Die ersten Tests wurden vom Pasteur-Institut durchgeführt und ergaben "eine neue Variante [...], die neun Mutationen in der Region, die für das Protein S kodiert, aber auch in anderen Teilen des Virus trägt", so die DGS in einer Mitteilung an Ärztinnen und Ärzte.

Lannion in der Region Côtes-d’Armor - wo die Fälle der Mutation beobachtet werden - ist eine Gemeinde mit etwas mehr als 20.000 Einwohner:innen und liegt zwischen Brest und St. Malo an der Atlantikküste.

Die französische Generaldirektion für Gesundheit will durch weitergehende Untersuchungen die Übertragbarkeit, den Schweregrad und das mögliche Risiko einer veränderten Immunabwehr besser bewerten.

"Variant under investigation"

Santé Publique France und das Nationale Referenzzentrum für Atemwegsviren haben nach einer Risikoanalyse beschlossen, die "bretonische Variante" als "variant under investigation" einzustufen. Varianten dieser Kategorie werden von internationalen Forscher:innen beobachtet, aber ersten Erkenntnissen zufolge - anders als die britische, die südafrikanische und die brasilianische Variante - nicht als besorgniserregend angesehen.

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