"Afrikanisches Paradox" - warum wütet Covid-19 dort weniger?

Kampagne fürs Maskentragen in Südafrika
Kampagne fürs Maskentragen in Südafrika Copyright Themba Hadebe/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von su with "Lancet"
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"Afrikanisches Paradox" - warum wütet Covid dort weniger?

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Experten rätseln seit Beginn der Pandemie, warum das Virus Afrika weniger hart zu treffen scheint als viele Länder in Europa und Amerika. Ein Forscherteam führt das in der britischen

Wissenschaftszeitschrift "Lancet" auf die „schnellen, koordinierten ersten Reaktionen der afrikanischen Länder auf die Pandemie“ zu Beginn der ersten Welle im Frühjahr 2020 zurück. Das habe wahrscheinlich die Schwere begrenzt.

"Trotz der Ausbreitung von COVID-19 in fast allen Ländern Afrikas innerhalb von drei Monaten deuten die von Ländern gemeldeten Fallzahlen darauf hin, dass sich die Pandemie auf dem Kontinent viel langsamer ausgebreitet hat als im Rest der Welt."

Allerdings habe der afrikanische Kontinent gegen Ende des Jahres eine schwerere zweite Welle der COVID-19-Pandemie durchgemacht als die erste.

Sie machen einfach weiter, als wäre nichts. Ihr Immunsystem muss stärker sein
Folakemi Ezenwanne
Ärztin in Lagos, Nigeria

Auch da haben die Forscher ihre These: 48 (96%) von 50 analysierten Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union (AU) verfügten bis zum 15. April 2020 fünf oder mehr strenge Gesundheits- und Sozialmaßnahmen. Die Zahl sei jedoch trotz einer Zunahme der Fälle zum 31. Dezember 2020 um etwa ein Viertel gesunken, auf 36 (72%) und warnen davor, bei Vorsicht und Behandlungseifer nachzulassen.

Zwischen dem 14. Februar und dem 31. Dezember 2020 seien in Afrika fast 3 Millionen COVID-19-Fälle und mehr als 65.000 Todesfälle gemeldet worden. Obwohl die Fallzahlen und Todesfälle in Afrika insgesamt im Vergleich zu vielen anderen Teilen der Welt gering gewesen seien, zeige die Analyse auf Länderebene in einigen Ländern wie Kapverden, Südafrika, Libyen und Marokko, ähnlich hohe Inzidenzraten wie in anderen Länder weltweit.

Doch das „afrikanische Paradox“, wie es die Fachwelt nennt und aus dem viele gern lernen wollen, bleibt weiter ein Rätsel. Warum werden nicht mehr Menschen krank, trotz hoher Risikofaktoren? Es kursieren Thesen wie

- Hohe Dunkelziffern, die Corona-Symptome ähneln denen der Malaria

- Junge Bevölkerung

- Warmes Klima

- Leben draußen

- Gesteigerte Immunität durch häufig kursierende andere Viruserkrankungen

Die Ärztin Folakemi Ezenwanne aus Lagos, Nigeria („NZZ“):

„Zu Beginn der Pandemie machte ich mir Sorgen. Die vielen Leute da, die oft im gleichen Raum schlafen. Sie tragen keine Masken und machen einfach weiter, als wäre nichts. Ihr Immunsystem muss stärker sein.“

su mit Lancet

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