Fernunterricht: Wie arme Schüler in die "digitale Kluft" stürzen

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Von Giorgia Orlandi, su
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Italien ist eines der am wenigsten „digital entwickelten“ Länder in der EU. Ein Drittel der Haushalte hat zu Hause keinen Computer und der coronabedingte Schwenk zum Fernunterricht hat ein Problem herausgestellt: Die digitale Kluft.

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In Italien haben die Schulen in Hochrisikoregionen bis zum Ende der Osterferien auf Fernunterricht umgestellt. Der Haken: Italien ist eines der am wenigsten „digital entwickelten“ Länder in der EU. Ein Drittel der Haushalte hat zu Hause keinen Computer, und der Schwenk hat ein Problem herausgestellt: Die digitale Kluft. Eine landesweite Spendenaktion will Abhilfe schaffen.

OHNE COMPUTER...

Heimunterricht gut und schön - von zu Hause aus lernen - aber ohne Computer geht¨s nicht. Italien ist aber auch eines der wenigen europäischen Länder, die wegen der Pandemie die Schulen länger geschlossen haben.

Und die öffentlichen Mittel reichen nicht aus, um Geräte für alle italienische Schüler bereitzustellen.

....KEIN FERNUNTERRICHT

Mit der landesweiten Kampagne „Digitali e Uguali“ - „digital und gleich“ wollen Medienunternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen Schulen beim Kauf von PCs für Familien in Schwierigkeiten unterstützen.

Maurizio Molinari, Chefredakteur der Zeitung „La Repubblica“:

„Die Kampagne war ein Erfolg. Dies ist ein großartiges Signal. Mehr als 1.400 Schulen haben sich gemeldet in nur 10 Tagen. Das sollte man nicht unterschätzen, es zeigt, dass es tatsächlich einen Bedarf an PCs gibt, besonders bei jüngeren Schülern. “

„In einem Land wie Italien, das von der Pandemie so schwer getroffen wurde und so viele Opfer hat, zeigt die Tatsache, dass Menschen 10, 15 oder sogar 50 Euro gespendet haben, damit diese jungen Schüler von zu Hause aus arbeiten können: Bestimmte Werte des sozialen Christentums sind tief im Land verwurzelt“.

Wenn meine Frau oder ich das Telefon benutzten, wenn jemand anrief, wurde die Verbindung gekappt
Riccardo Molinetti
Vater

Eine Schule in Rom hat im Rahmen der Gemeinschafts-Initiative 10 PCs angefordert.

Tullia Aurelio, Professorin “IC Montalcini”, Turin:

„Während des Shutdowns haben wir gesehen, wie Schüler beim Fernunterricht buchstäblich abhanden gekommen sind, da sie Probleme hatten, sich einzuloggen und dranzubleiben. Und manchmal hat die Familie ja einen Laptop, aber mehrere Kinder und die Eltern wollen auch von zu Hause aus arbeiten.“

Wenn Schulen keine Hilfe anbieten können, wenden sich Familien an lokale Organisationen. "Informatici Senza Frontiere" ("IT ohne Grenzen") repariert gebrauchte PCs, die bedürftigen Familien zur Verfügung gestellt werden. Riccardo erzählt uns, wie sein 10-jähriger Sohn den Fern-Unterricht per Smartphone verfolgt hat.

Riccardo Molinetti, Vater:

„Wenn meine Frau oder ich dasTelefon benutzten, wenn jemand anrief, wurde die Verbindung gekappt. Unser Sohn musste die Lektion jedes Mal unterbrechen und sich dann wieder verbinden. Das war echt schwierig."

ABSTURZGEFAHREN IN EUROPA UND WELTWEIT

Die digitale Kluft ist ein Problem in ganz Europa, heute mehr denn je. Und die Digitalisierung der Volkswirtschaften ist eine der wichtigsten Säulen des EU-Wiederaufbaufonds.

Maurizio Molinari, Chefredakteur der Zeitung „La Repubblica“:

"Die Regierung Draghi hat angekündigt, dass bis 2026 jeder eine Breitband-WLAN-Verbindung bekommt. Das ist eine ziemliche Warterei. Ich meine, wir müssen mehr machen und schneller, da dies mit der Verbreitung von geistigen Inhalten zu tun hat. Das bedeutet auch international wettbewerbsfähigere Unternehmen.“

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Unabhängig davon, wie lange es dauert, zwingt die Pandemie Italien, digitaler zu arbeiten - und zu lernen.

Giorgia Orlandi, su

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