Angebote und Attacken: 3. Dosis in Deutschland ab Herbst, "Terror" in Polen

In Deutschland sollen Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ein Impf-Angebot bekommen. Das haben die Gesundheitsminister der Länder mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beschlossen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät trotz politischen Drucks bisher aber nicht allgemein zu Impfungen von allen Kindern und Jugendlichen, sondern nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes - sie sind mit ärztlicher Beratung jedoch möglich. Ein solches Angebot zur individuellen Entscheidung von Eltern und Kindern stehe im Einklang mit den Empfehlungen der Stiko, sagte Jens Spahn. Laut Gesundheitsministerium wurden bereits 900 000 Kinder zwischen 12 und 17 geimpft.
Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, vielen Eltern, die unsicher seien, könne das Votum für ein breites Impfangebot an 12- bis 17-Jährige helfen.
Booster-Impfungen in Deutschland ab September
Zudem sind zunächst für Risikogruppen ab September Auffrischungs-Impfungen - sogenannte Booster - vorgesehen.
Fachleute erwarten, dass eine Schutz-Auffrischung zuerst bei Menschen fällig werden dürfte, deren Immunsystem nicht so gut auf eine Impfung anspricht - etwa wegen des höheren Alters oder wegen Vorerkrankungen. Und bei solchen Risikogruppen liegen die Impfungen, die zu Jahresbeginn gestartet wurden, am längsten zurück. Sie sollen daher nun ab September auch zuerst eine weitere Spritze angeboten bekommen, "in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie": über mobile Teams in Pflegeeinrichtungen und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte für alte und pflegebedürftige Menschen zu Hause. Eingesetzt werden sollen die Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna. Ein Auffrischungs-Angebot richtet sich auch Menschen, die schon einmal vollständig mit den Impfstoffen von Astrazeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurden.
Besserer Schutz vor Virus-Varianten
Auffrisch-Impfstoffe, die neue Virusvarianten wie Delta besser abdecken sollen, sind in Arbeit. Der Charité-Impfexperte Leif Sander erklärte, es sei aber auch bei den verfügbaren Impfstoffen mit einem "sehr guten Schutz" und wahrscheinlich deutlich angehobener Immunantwort nach Auffrischung zu rechnen. Zunächst lässt offenbar der Antikörper-Schutz auf den Schleimhäuten nach, weshalb Geimpfte nach einiger Zeit wieder mehr zur Virusverbreitung beitragen könnten. Der Schutz vor schweren Verläufen, gerade bei Gesunden, wird als länger anhaltend eingeschätzt.
Über 60-Jährige in Israel bekommen 3.Dosis
In Israel bekommen schon über 60-Jährige eine dritte Dosis Impfstoff gegen Covid-19 - im Kampf gegen die hochanstreckende Delta-Variante. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 175 - dabei sind etwa 80 Prozent der Erwachsenen über 16 Jahren vollständig geimpft.
Attacken auf Impfzentren in Polen
In der Stadt Zamosc im Süden von Polen hat es einen Brandanschlag auf ein Impfzentrum gegeben. Gesundheitsminister Adam Niedzielski begab sich vor Ort und erklärte: "Es ist ein Terrorakt, der sich nicht nur direkt gegen diejenigen richtet, die hier arbeiten, sondern es ist ein Terrorakt gegen den Staat."
Der Data-Analyst Josef Holnburger hatte in Zusammenhang mit seinen Studien zu den Querdenkern und Verschwörungstheoretikern in Deutschland vor Angriffen auf Impfzentren gewarnt. In den Niederlanden hatte es mehrere Anschläge auf Impf- und Testzentren gegeben.
Auch in anderen Städten in Polen waren Beschäftigte von Impfzentren angefeindet oder gar angegriffen worden.