Eskalierende Corona-Proteste und schnelle Urteile: Kind (4) in Schweinfurt im Pfefferspray

Proteste gegen Coronaregeln in Frankfurt am Main - Symbolbild
Proteste gegen Coronaregeln in Frankfurt am Main - Symbolbild Copyright YANN SCHREIBER/AFP
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Von Euronews mit BR, SZ
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Die Stimmung bei den Protesten gegen die Coronaregeln wird laut Polizei aggressiver. Der Fall einer Mutter, die mit ihrem Sprößling im Kinderwagen eine Polizeiabsperrung überqueren wollte, erregt viel Aufsehen.

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Nach den gewaltsamen Protesten in Schweinfurt am 26.12. sind gleich an diesem Montag vier Personen der sogenannten Querdenker-Szene verurteilt worden. Die Mutter des Kindes, das am Sonntag an einer Polizeiabsperrung durch Pfefferspray leicht verletzt wurde, hat das Amtsgericht Schweinfurt wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Das Video des Vorfalls im nordfränkischen Schweinfurt macht im Internet die Runde. Darauf zu sehen sind mehrere Polizeibeamte und ein schreiendes Kind im Kinderwagen, dem die Sicherheitskräfte zu helfen versuchen. "Schämt Euch", brüllen einige um das Geschehen herum.

Bei einer nicht angemeldeten Demonstration gegen die Coronaregeln hatte die Mutter des 4 Jahre alten Kindes versucht, mit dem Kinderwagen eine Polizeiabsperrung zu überwinden, und war dabei ins Pfefferspray geraten. Im Polizeibericht heißt es, die Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer seien mehrfach gewarnt worden.

Das Kind ist laut Polizei nach dem "Kontakt mit der Pfefferspray-Wolke" vom Rettungsdienst vor Ort behandelt worden und hatte dann keine Beschwerden mehr.

Das Video des Vorfalls wird von Gegnerinnen und Gegnern der Coronaregeln geteilt.

Gegen die Mutter, die die Polizei der Querdenker-Szene zurechnet, wurde Anzeige erstattet.

Offenbar war in den sozialen Medien dazu aufgerufen worden, Kinder zu den Protesten mitzunehmen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach von "null Verständnis" für das unverantwortliche Verhalten der Mutter.

Im BR kritisiert Jürgen Köhnlein, der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), dass Kinder bei der Demo als "Schutzschilder" benutzt worden seien. "Wenn dann noch Kleinkinder dabei sind und teils als Schutzschild hergenommen werden, dann ist es sehr, sehr schwer für die Einsatzkräfte. Denn da sind auch Väter und Mütter dabei", sagt Köhnlein.

Gleichzeitig berichtet Polizeioberkommissar Andy Laacke in der Süddeutschen Zeitung von einer "wesentlich aggressiveren Klientel" und von einer Feindseligkeit, wie sie die Polizei in der Vergangenheit auf überregional stark angeheizten Kundgebungen wahrgenommen habe. Der Beamte vergliecht die Corona-Demos von der Stimmung her mit den rechtsextremistischen Aufmärschen in Wunsiedel oder rund um die Münchner Sicherheitskonferenz. Gleichsam aus heiterem Himmel heraus seien Protestierende in Schweinfurt auf Beamte losgegangen.

Beobachter der rechtsextremen Szene berichten, dass die sogenannten "Freien Sachsen", eine rechtsextreme Gruppierung, die in ostdeutschen Bundesländern Proteste organisiert, die Stimmung weiter aufheizen.

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