Frühjahrsgutachten: „Scharfe Rezession" in Deutschland bei Embargo für russisches Öl und Gas

Betankung von Lastwagen in Wesseling
Betankung von Lastwagen in Wesseling Copyright Martin Meissner/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von euronews
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Sieben Wirtschaftsforschungsinstitute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben ihr Gutachten vorgelegt. Sie gehen in Deutschland in diesem Jahr von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,7 Prozent und 3,1 Prozent 2023 aus.

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Der Krieg in der Ukraine wird die Wirtschaft in Deutschland noch länger beschäftigen. Das gemeinsame Frühjahrsgutachten von sieben Wirtschaftsforschungsinstituten in Deutschland, Österreich und der Schweiz geht in diesem Jahr von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,7 Prozent und 3,1 Prozent 2023 aus.

Das Gutachten wurde in der Annahme erstellt, dass der Krieg andauert, sich aber nicht über die Grenzen des Landes ausweitet und dass die Sanktionen gegen Russland bestehen bleiben.

„Im Falle eines sofortigen Embargos für die Öl- und Gaslieferungen aus Russland in die Europäische Union würde hingegen die deutsche Wirtschaft in eine scharfe Rezession geraten. Der kumulierte Verlust an gesamtwirtschaftlicher Produktion dürfte sich in diesem Fall bereits in den beiden Jahren 2022 und 2023 auf rund 220 Mrd. Euro belaufen, was mehr als 6,5% der jährlichen Wirschaftsleistung entspricht“, heißt es in dem Gutachten.

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„Konsumenten wird Kaufkraft entzogen“

Stefan Kooths, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, erläuterte: „Die Versorgungsunsicherheit bei wichtigen Rohstoffen ist gestiegen. Das macht sich in einem sprunghaften Anstieg bei wichtigen Rohstoffpreisen bemerkbar. Das führt dazu, dass Unternehmen unter erhöhtem Anpassungsdruck stehen und den Konsumenten Kaufkraft entzogen wird.“

Gerechnet wird damit, dass der Rohstoffpreisanstieg die Inflationsraten hochhalten wird, heißt es in dem Gutachten. Allerdings sei die Beschleunigung der Inflation seit mehr als einem Jahr im Gange und hänge auch deutlich mit den staatlichen Hilfsprogrammen in Folge der Coronavirus-Pandemie zusammen.

Angesichts hoher Inflation und eingetrübter Konjunkturaussichten sehen die Institute die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) vor "einem Zielkonflikt zwischen Preis- und Produktionsstabilisierung, wie er in ähnlicher Weise im Zuge der beiden Ölpreisschocks 1973 und 1979 aufgetreten war", so das Gutachten.

Die Institute erwarten, dass die Leitzinsen in Europa "zaghafter" angehoben werden als in den USA. Die EZB will erreichen, dass sich die Inflation mittelfristig bei 2,0 Prozent stabilisiert. Zuletzt war die Teuerung mit 7,5 Prozent aber weit über den Zielwert hinausgeschossen.

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