Trotz Gluthitze und "Null Bock": 5 Gründe, warum die Wahl in Frankreich trotzdem spannend wird

Emmanuel und Brigitte Macron bei der Stimmabgabe
Emmanuel und Brigitte Macron bei der Stimmabgabe Copyright LUDOVIC MARIN/AFP
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Von Anja Bencze mit AFP/DPA
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52,49 % der Wahlberechtigten blieben der 1. Wahlrunde fern - bei der 2. scheint es ähnlich zu verlaufen. Dabei steht für Frankreich einiges auf dem Spiel: 5 wichtige Fragen zur Wahl. Euronews berichtet ab 20h Live!

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Am wahrscheinlich heißesten Sonntag des Jahres gehen die französischen Parlamentswahlen in die zweite Runde. Ob sich bei mancherorts Temperaturen um 40 Grad mehr Wähler:innen für den Urnengang begeistern als vor einer Woche - 52,49 % der wahlberechtigten Französinnen und Franzosen blieben der Wahl fern - wird sich zeigen.

Im ersten Durchgang kam das Lager des Präsidenten Macron auf eine hauchdünne Mehrheit (25,75 %) vor der vom Alt-Linken Jean-Luc Mélenchon angeführten Parteienallianz Nupes (25,66 %). Dieses Mal kann der Präsident auf mehr Stimmen hoffen. Doch viele unsichere Parameter lauern im Hinterhalt. Das sind die 5 spannenden Fragen bei dieser Wahl:

1. Bekommt Emmanuel Macron die absolute Mehrheit?

Um Gesetze verabschieden und Reformen ohne Absprachen mit anderen politischen Parteien im Parlament durchsetzen zu können, braucht der wiedergewählte Präsident eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung.

289 ist die magische Zahl

Dafür muss das Macron Lager Ensemble! mindestens in 289 der 577 Wahlkreise gewinnen. Sollte dies nicht gelingen, droht eine in der französischen Politik weniger gebräuchliche Politik mit Kompromissen und Koalitionen, die die sogenannte "Kohabitation": Zuletzt war das von 1988 bis 1991 der Fall mit dem Sozialisten François Mitterrand als Präsidenten und dem konservativen Premierminister Jacques Chirac.

2. Schafft Mélenchons großes Linksbündnis doch noch auf einen Erdrutsch?

Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon war mit dem Versprechen angetreten, dass diese Parlamentswahlen ihn als Premierminister durchzusetzen würden. Die erste Runde hat seine Ambitionen nicht völlig gedämpft, aber auch nicht zum anvisierten Erdrutsch geführt.

Dennoch rief der "Insoumis", der Unbeugsame für diesen Sonntag zum Sturm an die Wahlurnen auf, um eine möglichst große Fraktion in der Nationalversammlung zu erreichen und mit vielen unbeugsamen Abgeordneten Emmanuel Macron das Regieren schwer zu machen.

3. Wird die Wahlbeteiligung einen neuen Tiefstand erreichen?

52,49 % der Wähler:innen enthielten sich vor einer Woche bei der ersten Runde der Wahl, ein Negativrekord in der Fünften Republik. Angesichts des extrem heißen Wetters und des großen Desinteresses vieler Wählergruppen an den Parlamentswahlen ist trotz massiver Mobilisierung der Kontrahenten erneut mit einer geringen Beteiligung zu rechnen.

Immerhin ein erstes Indiz: Um 12.00 Uhr lag an diesem Wahlsonntag Beteiligung bei 18,99%, ein leichter Anstieg (0,56%) im Vergleich zur ersten Runde vor einer Woche (18,43%).

4. Wie stark wird Marine Le Pens rechtsnationale Partei Rassemblement National?

Während im Wahlkampf das Scheinwerfer auf dem Duell zwischen der Mitte und der Linken lage, arbeitete sich Marine Le Pen mit ihrer rechtspopulistischen Partei im Schatten voran und kam in der ersten Runde auf den dritten Platz (18,7%).

RN-Kandidaten sind in insgesamt 208 Stichwahlen vetretreten und liegen in 108 Wahlkreisen nach der ersten Wahlrunde in Führung. Die Partei ist guter Hoffnung, weit mehr als die 15 Abgeordneten zu erreichen, die für die Bildung eine Fraktion erforderlich sind. Angestrebtes Traumziel wären 60 Abgeordnete, um dem Linksbündnis Nupes keinen Platz zu lassen, um in den kommenden fünf Jahren Einfluss zu nehmen.

5. Wie viele Macron-Minister:innen fliegen raus?

Gemäß einer ungeschriebenen Regel, die bereits 2017 von Emmanuel Macron angewandt wurde, müssen Regierungsmitglieder, die bei der Wahl durchfallen, das Kabinett verlassen.

Insgesamt sind es fünfzehn, wenn man Premierministerin Elisabeth Borne mitzählt, die an den Start gehen.

Obwohl sich alle Minister:innen für die zweite Runde der Parlamentswahlen qualifiziert haben, sind einige von ihnen stärker gefährdet als andere. Den ersten Dämpfer gab es schon Sonntagmorgen: die Staatssekretärin für das Meer Justine Benin unterlag in Guadeloupe, wo wegen der Zeitverschiebung schon früher gewählt wurde.

Mehr erfahren Sie heute Abend bei Euronews: Wir berichten Live von der Wahl mit ersten Prognosen und Reaktionen ab 20h!

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