Die "Wölfin im Schafspelz": Marine Le Pen will regieren

Sympathisanten kleben Wahlplakate der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen in Vigneux-De-Bretagne, Westfrankreich (29. März 2022)
Sympathisanten kleben Wahlplakate der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen in Vigneux-De-Bretagne, Westfrankreich (29. März 2022) Copyright AP Photo/Jeremias Gonzalez
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Marine Le Pen versichert heute: Sie sei nicht mehr dieselbe wie 2017. Sie habe persönliche Reife erlangt und fühle sich bereit, Frankreich zu regieren. Experten warnen vor einer "Wölfin im Schafspelz", weil ihr Programm noch immer extreme Forderungen enthält.

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Im Frühjahr 2012, vor genau zehn Jahren, trat die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen zu ihrer ersten Präsidentschaftswahl an. Sie erhielt 18 % der Stimmen, ein historisches Ergebnis für ihre rechtsradikale Partei, die damals noch Front National hieß.

Im Januar 2011 hatte sie ihren Vater Jean-Marie Le Pen als Parteivorsitzende abgelöst und eine Strategie der "Entdiabolisierung" eingeleitet, um Wählerschichten aus der bürgerlichen Mitte zu gewinnen.

2015 kam es zum Bruch mit dem Vater und Mentor - an dessen Seite sie gewachsen war - Le Pen wurde wegen "schwerer Verfehlungen" - unter anderem der Verharmlosung des Holocaust - aus der Partei ausgeschlossen.

Poltische Karriere an der Seite des Vaters

Die jüngste der drei Le Pen-Töchter betrat 1993 die politische Arena. Zunächst auf lokaler Ebene unter anderem der Region Hauts-de-France, 2004 erlangte sie ihr erstes Mandat im Europäischen Parlament, dem sie 13 Jahre angehören sollte.

2017, fünfzehn Jahre nach ihrem Vater, schaffte es Marine Le Pen, den Front National in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen zu bringen. Obwohl sie gegen Emmanuel Macron verlor, erhielt die Kandidatin mehr als 34,2 % der Stimmen - doppelt so viele wie ihr Vater in der Stichwahl gegen Chirac 2002.

Experten warnen vor einer Art "Wölfin im Schafspelz"

Marine Le Pen versichert heute: Sie sei nicht mehr dieselbe wie vor fünf Jahren. Sie habe persönliche Reife erlangt - sagt sie - und fühle sich bereit, Frankreich zu regieren. Ihre Partei hat sie inzwischen in Rassemblement National (Nationaler Zusammenschluss) umgetauft. Hat sich Le Pen tatsächlich gewandelt oder nur "Kreide gefressen"? Experten warnen vor einer Art "Wölfin im Schafspelz", weil ihr Programm noch immer extreme Forderungen enthält.

Der EU-Austritt steht nicht mehr auf dem Plan - dafür die klassischen ausländerfeindlichen Themen wie Einwanderungsstopp und Streichujng der Sozialleistungen für Ausländer. Neu sind Maßnahmen, um die Kaufkraft der Franzosen zu stärken.

Problematische Nähe zu Putin

Ein weiterer, durch das internationale Geschehen herbeigeführter Wandel betrifft die langjährige Nähe Marine Le Pens zum russischen Machthaber Wladimir Putin, der sie im Wahlkampf 2017 unterstützte. Nach dem Angriff auf die Ukraine musste Le Pen herumrudern und den Krieg verurteilen.

Peinlich nur, dass in einer Anfang März veröffentlichten Wahlbroschüre des Rassemblement National ein Foto der Bewerberin Marine Le Pen beim Handschlag mit Kremlchef Wladimir Putin abgebildet war. Die noch ungenutzten Exemplare der in einer Auflage von 1,2 Millionen Stück gedruckten Broschüre wurden umgehend eingestampft.

Erste Frau und erste extreme Rechte an der Spitze der Macht

Die europäischen Sanktionen gegen russische Oligarchen hat Le Pen begrüßt, jede Form von Wirtschaftssanktionen wie nun das Importverbot für russische Kohle lehnt sie hingegen ab.

Ihre Pläne? Die Europäische Union wolle sie umgestalten und durch ein europäisches Bündnis der Nationen ersetzen, das auf der Souveränität der Völker beruhe, sagte Le Pen bei einem ihrer letzten Wahlauftritte.

Sollte sie mit all dem überzeugen, wäre sie die erste Frau an der Spitze der französischen Republik - und die erste extreme Rechte, die im modernen Frankreich an die Macht käme.

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