Missbrauch in kanadischen Internaten: Papst bittet um Vergebung

Papst Franziskus hat in Kanada für das Unrecht um Vergebung gebeten, das der indigenen Bevölkerung durch Kirchenmitglieder und im Namen der Kirche angetan worden ist. Der Papst sagte, in Internatsschulen seien Kinder umerzogen, körperlich, verbal, seelisch und geistig misshandelt worden. Die Schulen wurden jahrzehntelange von katholischen Ordensgemeinschaften geführt.
„Projekte der kulturellen Zerstörung"
„Es tut mir leid. Ich bitte um Vergebung, vor allem für die Art und Weise, in der viele Mitglieder der Kirche und von Ordensgemeinschaften nicht zuletzt mit Gleichgültigkeit an diesen Projekten der kulturellen Zerstörung und der erzwungenen Anpassung mitgearbeitet haben, die von den damaligen Regierungen gefördert wurden. Das gipfelte in dem System der Internate“, so der Papst.
Wilie Littlechild, Anwalt und Häuptling des Cree-Volkes, war selbst Schüler an einem katholischen Internat. Er hatte sich stark für den Papst-Besuch eingesetzt. Littlechild sagte: „Während der Zeit, die wir mit Ihnen verbracht haben, wurde deutlich, dass Sie aufmerksam und mit tiefem Mitgefühl die Berichte anhörten, wie unsere Sprachen unterdrückt wurden, uns unsere Kultur genommen und unsere Spiritualität verunglimpft wurde."
Der Papst hatte seine Kanada-Reise selbst als Bußwallfahrt eingestuft. Vor vier Monaten waren ihm im Vatikan zwei Paar Mokassins überreicht worden. Er kam der damals geäußerten Aufforderung nach, diese bei seinem Gegenbesuch in Kanada zurückzugeben.