Energiekonzern Uniper fragt nach weiterer Finanzspritze

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Uniper Headquarters in Düsseldorf Copyright INA FASSBENDER/AFP
Von su mit dpa
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Energiekonzern Uniper fragt nach weiterer Finanzspritze

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Deutschlands größter Gasimporteur schlingert weiter durch die Krise.  Abhilfe schaffen soll die umstrittene Gasumlage, die die Kunden zahlen - sie könnte 2,8 Cent pro Kilowattstunde extra kosten.  Aber sie soll erst ab Oktober greifen. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, will der angeschlagene Energiekonzern Uniper nun eine weitere Finanzspritze.

Zur weiteren Stabilisierung habe das Unternehmen eine Erhöhung der KfW-Kreditfazilität (der Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau) um  4 Milliarden Euro beantragt, so Uniper am Montag in Düsseldorf.

Mit am Montag erhaltenen 2 Milliarden Euro sei der bestehende Kreditrahmen von bislang 9 Milliarden Euro der staatlichen KfW-Bank vollständig ausgeschöpft, hieß es weiter. Dabei belasten den Konzern nicht nur die höheren Einkaufspreise, sondern besonders auch die an den Energiebörsen zu hinterlegenden Sicherheiten.

Uniper hatte im Juli staatliche Hilfen beantragt und sie zwei Wochen später zugesichert bekommen. Die KfW-Kreditlinie ist Teil des  beschlossenen Rettungspakets. Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der Drosselung der russischen Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Gas am Markt teurer einkaufen, um Verträge zu erfüllen.

Außerdem muss Uniper für einen großen Teil der am Spotmarkt beschafften Mengen Sicherheitsleistungen hinterlegen. Beides führt zu Liquiditätsproblemen. Der Konzern spielt eine zentrale Rolle bei der deutschen Energieversorgung und beliefert mehr als 100 Stadtwerke und  Industrieunternehmen

"MUTTER" FORTUM VERHANDELT MIT DEM FINNISCHEN STAAT

Die börsennotierte Gesellschaft Uniper SE war 2016 durch Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung aus Kohle, Gas, Wasserkraft (ohne Kernenergie) und des globalen Energiehandels vom Energieversorgunger E.ON entstanden**.**Seit März 2020 gehört Uniper mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum.

«Solange die Energiepreise in Europa steigen, wird auch der Bedarf an liquiden Mitteln ansteigen», so Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach laut Mitteilung. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Mitte August hatte Uniper erst 5 Milliarden Euro der KfW-Kreditlinie in Anspruch genommen - keine zwei Wochen später ist diese nun bereits ausgeschöpft.

Die KfW-Kredite sollen Unipers Finanzbedarf nur überbrücken, bis der Konzern ab 1. Oktober durch die Gasumlage den Großteil seiner gestiegenen Kosten an seine Kunden weitergeben kann. Der Konzern arbeite gemeinsam mit der Bundesregierung weiter «mit Hochdruck» an einer dauerhaften Lösung für die Notlage, hieß es am Montag.

Unipers Mutterkonzern Fortum führt unterdessen Gespräche über mögliche Finanzhilfen mit dem finnischen Staat, der mehr als 50 Prozent an Fortum hält. Gegenwärtig gehören Fortum 78 Prozent an Uniper.

Der Konzern verfüge zwar noch über ausreichende Finanzmittel, um die aktuellen Anforderungen zu erfüllen, so Fortum am Montagmorgen in Helsinki. Das Unternehmen führe aber auch Gespräche mit dem finnischen Staat darüber, wie der Liquiditätsbedarf im Falle weiterer starker Energiepreissteigerungen gesichert werden könne.

Nach weitverbreiteter Kritik arbeitet die Bundesregierung nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an Änderungen der Pläne zur Gasumlage. Habeck im ZDF: Er wolle verhindern, dass auch Unternehmen von der Umlage profitieren, die sie wirtschaftlich gar nicht bräuchten. Unter anderem hatte die Bayernpartei (Fürstenfeldbruck) auch mögliche Interessenskonflikte über den Ex-FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler vermutet**,** heute Aufsichtsrat des finnischen Energiekonzerns Fortum und Vorstand beim World Economic Forum WEF.

su mit dpa

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