Blutige Bilanz der Montagsoffensive - Was plant Moskau jetzt?

Ein russisches Kriegsschiff feuert einen Marschflugkörper auf ein Ziel in der Ukraine am 10.10.2022
Ein russisches Kriegsschiff feuert einen Marschflugkörper auf ein Ziel in der Ukraine am 10.10.2022 Copyright AP/Russian Defense Ministry Press Service
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Von Euronews mit dpa, AP
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Von einem "Akt des Terrors" sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Bei der Serie russischer Luftangriffe sind mindestens 14 Menschen getötet worden. Folgt zeitnah eine weitere Offensive der russischen Truppen?

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Nach der Montagsoffensive des russischen Militärs mit rund 80 Luftschlägen gegen Städte in der Ukraine herrschen vor Ort Wut und Fassungslosigkeit.

Gleichzeitig wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation. Mindestens 19 Menschen wurden nach offiziellen ukrainischen Angaben am Montag landesweit getötet und 105 weitere verletzt. Allein in Kiew starben sechs Menschen.

In New York sollte die UN-Vollversammlung mit Beratungen zu den jüngsten völkerrechtswidrigen Annexionen von Teilen der Ukraine durch Russland beginnen. Aber die Aktualität in der Ukraine holte das Gremium ein.

Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kyslyzja sagte in seiner Rede: "Mit seinen Raketenangriffen auf Zivilisten, die in ihren Häusern schlafen oder zur Arbeit eilen, auf Kinder, die zur Schule gehen, hat Russland einmal mehr bewiesen, dass es ein terroristischer Staat ist, der auf das Schärfste abgeschreckt werden muss."

"Beweis: Sabotage der Krim-Brücke"

Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete den Angriff als eine Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet und meinte damit vor allem die Explosion vom Samstag auf der Krim-Brücke.

Der russische UN-Botschafter Wassili Alexejewitsch Nebensja schlug in New York die gleiche Kerbe: "Der Beweis, wozu das Regime in Kiew fähig ist, ist die Sabotage der Krim-Brücke. Wir haben gewarnt, dass dies nicht ungestraft bleiben wird. Wenn Sie diese Sabotageakte begehen, wenn Sie diejenigen töten, die Ihnen nicht wohlgesonnen sind, dann steht das Regime in Kiew auf einer Stufe mit den abscheulichsten terroristischen Organisationen."

Medwedews unverhohlene Dohung

Der stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, sagte zur Montagsoffensive, diese sei erst der Anfang. Die erste Episode sei vorbei. Es werde weitere geben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Welle russischer Luftangriffe als Akt des Terrors und gab sich in seiner jüngsten Videoansprache standfest: "Die Ukraine lässt sich nicht einschüchtern. Wir sind noch mehr geeint. Die Ukraine lässt sich nicht aufhalten. Wir sind nur noch mehr überzeugt, dass Terroristen neutralisiert werden müssen."

Putin versuche, die Ukraine zu vernichten, sagte der Präsident, der von westlichen Staats- und Regierungschefs mehr schwere Waffen für sein Land forderte.

Menschen in Kiew: "Viel Geduld und Kraft"

Euronews-Korrespondentin Nataliia Liubchenkova verfolgte die Montagsoffensive vor Ort in Kiew. Hier ist ihr Bericht: "Es war ein extrem harter Tag für viele Ukrainer, der die traumatischen Erinnerungen an den 24. Februar wachrief. Das Ausmaß der Panik hing von der Entfernung der Explosionen ab und ich würde sagen, auch von den früheren Erfahrungen während dieses Krieges. Es gab Schlangen vor den Geschäften und die U-Bahn-Stationen, die als unterirdische Schutzräume dienten, waren voll. 

Durch die Stromausfälle waren einige Menschen ohne Zugang zu Informationen, und auch die Wasserversorgung war in vielen Regionen unterbrochen. Unsere Behörden in Kiew baten die Menschen, Haushaltsgeräte mit hohem Energieverbrauch nicht zu benutzen, um die Arbeiten zur Wiederherstellung der Stromversorgung zu erleichtern. Viele Haushalte haben aber auch bereits von der Wiederherstellung der Stromversorgung berichtet. 

Ich habe vorhin auch einige Menschen getroffen, die gerade aus dem Ausland nach Kiew zurückgekehrt sind und noch keine Gelegenheit hatten, ihre Koffer auszupacken. Und jetzt sind sie wieder auf dem Rückweg und verlassen das Land mit ihren Kindern, mit ihren Tieren. Einige hingegen haben die Reise aus Sorge um ihre Sicherheit abgesagt. Es ist schwer vorherzusagen, was passieren wird. Klar ist, dass sie viel Geduld und Kraft brauchen werden, um unter diesen Umständen durchzuhalten."

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