IS-Verbrechen an den Jesiden 2014 war Völkermord, sagt der deutsche Bundestag

"Das Jesidentum (auch Yezidentum) ist eine der ältesten Religionen der Welt und sie steht davor auszusterben": Ein Plakat bei einem Protest im August 2016 in Berlin.
"Das Jesidentum (auch Yezidentum) ist eine der ältesten Religionen der Welt und sie steht davor auszusterben": Ein Plakat bei einem Protest im August 2016 in Berlin. Copyright Wolfram Kastl/AP
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Von Alexandra Leistner
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Das deutsche Parlament hat heute einem entsprechenden Antrag der Regierungskoalition und CDU/CSU zugestimmt: Die 2014 an Jesidinnen und Jesiden verübten Taten des IS sind demnach als Genozid einzustufen.

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Der Bundestag hat heute die Verbrechen der Miliz Islamischer Staats 2014 im Irak an der Glaubensgemeinschaft der Jesiden offiziell als Völkermord anerkannt.

Ein entsprechender Antrag war zuvor von der Ampelkoalition und der CDU/CSU-Fraktion eingereicht worden.

Die 2014 von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) auf irakischem Territorium begangenen Gewalttaten im Sinne des Übereinkommens über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes der Vereinten Nationen sind dem Parlament zufolge als Genozid einzustufen.

"Deutschland erkennt den Völkermord an den Jesidinnen und Jesiden als Gesellschaft an", sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen).

Tausende Angehörige der religiösen Minderheit waren durch den IS verschleppt, vergewaltigt, versklavt und ermordet worden. Der Parlamentsbeschluss stehe stellvertretend für das ganze Land, so Baerbock.

Die Debatten im Bundestag vor dem Beschluss, den Genozid an den Jesiden anzuerkennen, kann hier im Replay angeschaut werden.

Deutschland hat mit rund 200.000 Jesidinnen und Jesiden die größte Diaspora der Jesiden.

Als der sogenannte "Islamische Staat" im Jahr 2014 einen großen Teil des West- und Nordwestiraks einnahmen, darunter die nordirakische Sindschar-Region, wurden Nicht-Muslime und diejenigen, die sich nicht konvertieren wollten, mit dem Tod bestraft.  

Menschen, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, wurden ermordet, vergewaltigt und verklavt. 

Die Präsidentin des Zentralrats der Jesiden in Deutschland sprach von einem "historischen Tag". Die Anerkennung des Genozids gilt als Hoffnung, Druck auf die irakische Regierung auszuüben, um die Jesidinnen und Jesiden eine Rückkehrperspektive zu schaffen.

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