Ausgangssperre im Niger: Militärs verkünden Machtübernahme

Militärs verkünden Machtübernahme im Niger
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Von Euronews
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Im der von Militärputschen und Terroristen heimgesuchten westafrikanischen Sahelzone galt der Niger als Hoffnungsträger - doch nun verkündeten Offiziere die Machtübernahme. Der mögliche Putsch kam unerwartet und wirft viele Fragen auf.

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Nach dem Putschversuch im Niger ist es in der Hauptstadt Niamey zu spontanen Protesten gekommen. Demonstrierende zeigten ihre Solidarität mit Präsident Mohamed Bazoum und riefen "Keinen Staatsstreich". In der Umgebung des Präsidentenpalasts waren Schüsse zu hören.

Zuvor war Bazoum über mehrere Stunden festgesetzt worden. Militärs hatten die Machtübernahme in dem westafrikanischen Land erklärt.

Am Mittwochabend verkündete Oberst Amadou Abdramane im nationalen Rundfunk, dass alle Institutionen der Republik ausgesetzt und die Landesgrenzen "bis zur Stabilisierung der Situation" geschlossen seien. Zudem gelte eine nächtliche Ausgangssperre.

Benins Präsident will vermitteln

Die Sicherheits- und Verteidigungskräfte hätten, vereint im Nationalen Rat für die Rettung des Vaterlandes, beschlossen, "dem Ihnen bekannten Regime ein Ende zu setzen", hieß es in einer Erklärung. "Dies ist eine Folge der kontinuierlichen Verschlechterung der Sicherheitslage, der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Regierungsführung". Man werde alle Verpflichtungen des Landes achten.

International riefen die Vorgänge noch vor dem Verkündung im Fernsehen scharfe Verurteilungen hervor. Unter anderem die Vereinten Nationen, die EU, die USA und die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas forderten eine Freilassung Bazoums und die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung.

Den Informationen der EU zufolge liefen noch am Abend Verhandlungen mit den Putschisten. Der Präsident des Nachbarlandes Benin, Patrice Talon, will Berichten zufolge vermitteln.

Sorge um Sicherheitslage im Dreiländereck

Bazoum wurde im April 2021 ins Amt gewählt - es war der erste friedliche demokratische Machtwechsel in dem Land seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960. Der Niger ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt der westlichen Bemühungen gerückt, dem gewaltsamen Vormarsch der Dschihadisten in Westafrika und auch einem wachsenden militärischen Einfluss von Russland entgegenzuwirken.

Putsche in den benachbarten Ländern Mali und Burkina Faso seit 2020 gingen mit einer Abwendung von europäischen Partnern und zuletzt der Forderung nach Abzug der UN-Friedensmission zur Stabilisierung Malis einher. Das Dreiländereck wird seit Jahren von Gruppen terrorisiert, die den Terrormilizen Al-Kaida und IS anhängen. Die Sicherheitslage verschlimmert sich zunehmend und bedroht auch bislang stabile angrenzende Staaten.

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