Bewölkter Himmel: Israels Armee verschiebt offenbar Bodenoffensive

Gepanzerte Mannschaftstransportwagen (APCs) der israelischen Armee bewegen sich in einer Kolonne nahe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels (14. Oktober 2023)
Gepanzerte Mannschaftstransportwagen (APCs) der israelischen Armee bewegen sich in einer Kolonne nahe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels (14. Oktober 2023) Copyright ARIS MESSINIS/AFP or licensors
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Von euronews mit DPA/AFP
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Die "New York Times" berichtet unter Berufung auf ranghohe israelische Offiziere, die israelische Armee habe ihre Bodenoffensive im Gazastreifen verschoben - wegen des bewölkten Himmels und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen.

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Beobachter hatten den Beginn der israelischen Bodenoffensive in der Nacht zum Sonntag erwartet, diese scheint sich nun um ein paar Tage zu verzögern.

Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf ranghohe israelische Offiziere. Die israelische Armee habe ihre Bodenoffensive gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen verschoben - wegen des bewölkten Himmels und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen.

Ziel der Operation ist, die politische und militärische Führungsebene der Hamas-Terroristen im Gazastreifen auszulöschen, die vor einer Woche Massaker mit Hunderten Todesopfern in Israel begangen haben. 

Höchste Truppenkonzentration seit "dem Krieg am Jüngsten Tag 1973"

Israel hat inzwischen eine große Anzahl von Truppen entlang der Grenze zum Gazastreifen zusammengezogen. Israelische Medien bezeichnen die Konzentration als "so hoch wie seit dem Krieg am ‚Jüngsten Tag‘ 1973 nicht mehr". 

Den Berichten zufolge ist Armee für eine groß angelegte Bodenoffensive in den Gazastreifen bereit. Sie sei außerdem auf "jede Wendung im Norden" an der Grenze zum Libanon vorbereitet. Dort kommt es immer häufiger zu Schusswechseln mit der Hisbollah.

Zehntausende Palästinenser im Gazastreifen auf der Flucht

Derweil sind Zehntausende Palästinenser im Gazastreifen auf der Flucht in den Süden des Gebietes. Insegsamt 1,1 Millionen Menschen von insgesamt 2,4 Millionen Einwohnern waren von Israels Armee am Freitag dazu aufgerufen worden.

Ein Armeesprecher hatte am Samstagabend zugesichert, dass die Bodenoffensive aus humanitären Gründen nicht am Sonntag beginnen werde.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe. Die Verlegung schwer kranker und verletzter Patienten ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unmöglich. Solche Menschen zu transportieren, komme einem Todesurteil gleich. 

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge warnte vor akuter Wasserknappheit. "Die Menschen, darunter kleine Kinder, Ältere und Frauen, werden an schwerer Dehydrierung sterben", warnte die Organisation.

Der gegenseitige Beschuss mit Raketen und Flugkörpern geht indes weiter. Die Behörden des Gazastreifens berichten, dass der Samstag der schlimmste Tag seit Beginn des Krieges gewesen sei. Innerhalb von 24 Stunden seien rund 300 Palästinenser durch israelische Angriffe getötet worden.

USA verlegen weitere Kriegsschiffe nach Nahost

Die USA verlegen weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer, unter anderem den Flugzeugträger "USS Dwight D. Eisenhower", den Lenkwaffenkreuzer "USS Philippine Sea" und zwei Zerstörer. Sie sollen sich den bereits in die Region verlegten Schiffen anschließen, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Die Kriegsschiffe sollen sich demnach nicht an Kampfhandlungen beteiligen, sondern der Abschreckung dienen. Das Weiße Haus betonte auch, dass man nicht plane, Bodentruppen nach Israel zu schicken.

Scholz und Netanjahu warnen vor Flächenbrand

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versicherte Israel in einem Telefonat mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut die Solidarität Deutschlands. Beide seien sich einig, "dass es gilt, einen regionalen Flächenbrand und insbesondere das Eingreifen der Hisbollah in den Konflikt zu vermeiden", teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. 

Die Schiitenorganisation im Südlibanon ist ein enger Verbündeter des israelischen Erzfeinds Irans und war bereits 2006 in einen Krieg mit Israel verwickelt. In den vergangenen Tagen kam es an der libanesisch-israelischen Grenze zu Gefechten mit Toten auf beiden Seiten.

Saudi-Arabien hat derweil die Gespräche über eine mögliche Aufnahme von Beziehungen mit Israel eingestellt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus saudischen Diplomatenkreisen erfuhr. Der schiitische Iran erklärte eine mögliche Annäherung zwischen Israel und dem sunnitischen Königreich Saudi-Arabien damit für gescheitert. Einige Experten gehen davon aus, dass genau dies ein Hauptziel des Terrorangriffs der Hamas vom vergangenen Samstag war.

Weitere Deutsche aus Israel ausgeflogen

Unterdessen flog die Bundeswehr weitere Deutsche aus Israel aus. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M mit insgesamt 80 Passagieren flogen in der Nacht zu Sonntag aus Tel Aviv ab, wie die Bundeswehr auf der Plattform X mitteilte. Die erste Maschine mit 51 Passagieren landete am frühen Morgen auf dem niedersächsischen Militärflugplatz Wunstorf. «Weitere Flüge sind in Vorbereitung», hieß es. In den vergangenen Tagen hatte das Auswärtige Amt schon etwa 2800 Bundesbürger und Familienmitglieder bei der Ausreise unterstützt.

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