Russifizierung in der Ukraine: Wie Russland in den besetzten Gebieten die Umerziehung vorantreibt

Nur mit russischem Pass bekommen die Menschen in den besetzten Gebieten Zugang zum Gesundheitssystem.
Nur mit russischem Pass bekommen die Menschen in den besetzten Gebieten Zugang zum Gesundheitssystem. Copyright Alexei Alexandrov/Alexei Alexandrov
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Von Euronews mit EBU
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In den besetzten ukrainischen Gebieten versucht Russland, die ukrainische Identität auszuradieren. Aus dem befreiten Cherson wird berichtet, wie die Besatzer dabei vorgehen.

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Seit der illegalen Annexion der besetzten ukrainischen Gebiete versucht Russland dort, die ukrainische Identität systematisch auszuradieren. Russisch ist zur offiziellen Amtssprache in sämtlichen Behörden geworden. An die Einwohner:innen werden russische Pässe ausgestellt. Ohne diese Ausweisdokumente bleibt ihnen unter anderem der Zugang zur medizinischen Versorgung verwehrt.

Dieser Russifizierungs-Prozess fand auch in Cherson statt, bevor die Stadt zurückerobert wurde. Alexander Samoilenko, der Vorsitzende des Regionalrats von Cherson, erzählt von dem Vorgehen der russischen Besatzer: „Der Auftrag der Russen war es, die Existenz des ukrainischen Staates hier in Cherson auszuradieren."

Die Besatzer hätten vermitteln wollen, dass die Einwohner:innen von "Novorussija" in dem Gebiet gelebt hätten und dass die heutigen Bewohner:innen des Gebiets nichts mit dem ukrainischen Staat und der ukrainischen Kultur zu tun hätten, berichtet Samoilenko weiter.

Erziehung zum russischen "Musterbürger"

Die Schulbildung ist ein zentraler Bestandteil des Russifizierungs-Programmes. Der Schulunterricht findet nicht mehr auf Ukrainisch, sondern auf Russisch statt. Geschichte wird aus einer patriotisch-russischen Perspektive gelehrt. Ukrainische Schulbücher sind verboten und ersetzt worden.

"Im Grunde ist das Lehrbuch also ein Propagandamittel", erklärt Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. "Es verweigert den ukrainischen Kindern den Zugang zu ihrer eigenen Kultur, ihrer eigenen Geschichte. Und es versucht, diese Kinder in die Musterbürger zu verwandeln, die Russland aus ihnen machen möchte", so Callamard weiter.

Fast 20 Prozent der Ukraine sind aktuell unter russischer Kontrolle. Die UN schätzt, dass rund 11 Millionen Menschen in ukrainischen Gebieten unter russischer Besatzung leben. Die Geschichten, die Bewohner:innen befreiter Städte wie Cherson erzählen, geben einen Einblick in die Lebensrealität dieser 11 Millionen Menschen.

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