Hunger im Gazastreifen: WHO warnt vor humanitärer Katastrophe

Beschädigte Wohngebäude in Rafah
Beschädigte Wohngebäude in Rafah Copyright Fatima Shbair/AP Photo
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Von Euronews mit AP
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Israel setzt seine Angriffe im Gazastreifen fort. Laut der Weltgesundheitsorganisation verschlechtert sich die humanitäre Lage in dem Küstengebiet rapide. Unterdessen erteilte das israelische Parlament einer "einseitigen Anerkennung" eines palästinensischen Staates eine Absage.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die gesundheitliche Situation im Gazastreifen als "unmenschlich" bezeichnet. Die humanitäre Lage würde sich weiter verschlechtern.

Israel setzte seine Angriffe auch am Mittwoch fort - nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Hamas wurden dabei mindestens 67 Palästinenser getötet. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreysus bezeichnete den Gazastreifen als "eine tote Zone", in der ein Großteil des Gebiets zerstört sei.

"Mehr als 29.000 Menschen sind tot. Viele weitere werden vermisst und gelten als tot, und viele weitere sind verletzt", sagte der WHO-Generaldirektor. Es gebe mehrere Fälle von schwerer Unterernährung. Diese seien seit Beginn des Krieges "dramatisch angestiegen, in einigen Gebieten von unter 1 Prozent auf mehr als 15 Prozent."

In Rafah stehen Palästinenser Schlange für ein kostenloses Essen
In Rafah stehen Palästinenser Schlange für ein kostenloses EssenFatima Shbair/AP Photo

WHO-Chef sucht direkten Draht zu Netanjahu

Tedros will sich offenbar den direkten Kontakt zum israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu suchen. Auf die Frage, ob er während des Krieges mit Netanjahu gesprochen habe, sagte der WHO-Chef am Mittwoch, er habe keinen direkten Kontakt zum israelischen Regierungschef gehabt, seit er 2014 äthiopischer Außenminister war. Vermutlich werde er diesen Kontakt aber nun suchen. Tedros betonte, dass es natürlich sehr wohl Unterredungen zwischen WHO-Mitarbeitern und Vertretern der israelischen Regierung gegeben habe.

Während die internationalen Forderungen nach einem Waffenstillstand immer lauter werden und internationale Regierungen darüber nachdenken, wie ein langfristiger Frieden gesichert werden kann, hat sich Israels Parlament gegen eine "einseitige Anerkennung" eines palästinensischen Staates ausgesprochen.

Knesset stimmt gegen einseitige Gründung eines Palästinenserstaats

Laut der konservativen Likud-Partei stimmten 99 der 120 Abgeordneten für eine Resolution, die die Haltung der Regierung in dieser Frage unterstützt. Ministerpräsident Netanjahu erklärte im Parlament, dass das israelische Volk und seine gewählten Vertreter heute geeint wie nie zuvor seien. "Die Knesset hat sich heute mit großer Mehrheit gegen den Versuch ausgesprochen, uns die Gründung eines palästinensischen Staates zu diktieren. Frieden kann nur erreicht werden, wenn wir einen vollständigen Sieg über die Hamas erringen."

Am Sonntag hatte Netanjahus Kabinett einstimmig eine Erklärung gebilligt, nach der die Regierung eine von internationalen Parteien aufgezwungene Friedensregelung mit den Palästinensern ablehnt. Darin hieß es, dass eine Friedensregelung nur als Ergebnis direkter Verhandlungen beider Seiten ohne Vorbedingungen denkbar sei.

Zuvor gab es Medienberichte, wonach die USA sowie andere Bündnispartner auch ohne israelische Zustimmung einen palästinensischen Staat anerkennen könnten.

Verhandlungen über ein Geisel-Abkommen

Der israelische Minister Benny Gantz erklärte unterdessen, dass man bereit sei, die Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens zu beginnen, falls die Vereinbarung über ein neues Geisel-Abkommen nicht zustande komme. Es gebe allerdings erste Anzeichen dafür, dass ein Deal möglich sei, sagte Gantz nach Angaben mehrerer israelischer Medien. Konkrete Details nannte er aber nicht.

Die Länder Ägypten, Katar und USA bemühen sich derzeit erneut um eine längere Feuerpause im Gaza-Krieg. In Kairo laufen derzeit Verhandlungen mit der Hamas über ein Abkommen, wonach in mehreren Phasen die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Gefangene in Israel ausgetauscht werden wollen. Wie israelische Medien berichteten, soll es am Freitag in Paris ein Treffen hochrangiger Vermittler geben.

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