Eskalation auf Haiti: Fast 4.000 Häftlinge aus Gefängnis entkommen

Am Montag bewachten die Soldaten den internationalen Flughafens in Port-au-Prince.
Am Montag bewachten die Soldaten den internationalen Flughafens in Port-au-Prince. Copyright Odelyn Joseph/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
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Von Heilika Leinus
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Die Regierung von Haiti hat nach Angriffen bewaffneter Banden auf Gefängnisse den Ausnahmezustand ausgerufen. Einem Großteil der Häftlinge gelang die Flucht.

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In Haiti hat die Eskalation der Gewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. Am Wochenende haben bewaffnete Gangs das Nationalgefängnis angegriffen und den meisten Inhaftierten die Flucht ermöglicht. Jetzt hat die Regierung einen 72-stündigen Ausnahmezustand verhängt und eine nächtliche Ausgangssperre in der Hauptstadt Port-au-Prince ausgerufen.

Knapp 4.000 Häftlinge geflüchtet

In dem größten Gefängnis des Landes waren nach Angaben des Amtes für Bürgerschutz  vor dem Angriff 3.798 inhaftiert. 98 davon sei die Flucht nicht gelungen. Nach dem Angriff lagen Augenzeugen zufolge ein Dutzend Leichen in der direkten Umgebung des Gefängnisses.

Unterdessen konnten aus dem Gefängnis in Croix-des-Bouquets nordöstlich der haitianischen Hauptstadt weitere 1.033 Personen fliehen, darunter 298 verurteilte Insassen. Unter den Häftlingen, die sich entschieden, im Gefängnis zu bleiben, sind 18 ehemalige kolumbianische Soldaten, denen vorgeworfen wird, bei der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 als Söldner gearbeitet zu haben. 

Regierung bittet um Sicherheitstruppen

Mit der Ausgangssperre für die Hauptstadt versucht die Regierung von Haiti die Lage wieder in Griff zu bekommen. Der Finanzminister des Landes, Patrick Boisvert teilte mit, dass er die Polizei angewiesen habe, "alle ihr zur Verfügung stehenden legalen Mittel einzusetzen, um die Ausgangssperre durchzusetzen und alle Straftäter festzunehmen". Bosivert vertritt zurzeit Regierungschef Ariel Henry, der sich für Amtsgeschäfte in Kenia aufhielt.

Dort hatte er mit Kenias Präsident William Ruto ein Abkommen über den Einsatz von 1.000 kenianischen Polizeikräften in Haiti geschlossen. Sie sollen dabei helfen, die Bandengewalt zu beenden. Eine von Kenia angeführte Mission wurde bereits im vergangenen Herbst beschlossen, dann aber von einem kenianischen Gericht gestoppt. die Entscheidung in Kenia.

Kriminelle Banden schlossen sich zusammen

Die kriminellen Banden in Haiti nutzten die Abwesenheit des Regierungschefs, um in der Hauptstadt das öffentliche Leben mit Waffengewalt lahmzulegen. Am internationalen Flughafen gab es ebenfalls einen Schusswechsel. Die Gewalt hatte am Donnerstag begonnen. Den Regierungsangaben zufolge wurden bisher mehrere Polizisten getötet.

In einem ins Internet gestellten Video sagte der Bandenchef Jimmy "Barbecue" Chérizier, Ziel der Aktionen sei der Sturz von Regierungschefs Henry. Der mächtige Bandenchef leitete die gemeinsame Aktion bewaffneter Gangs und unterliegt Sanktionen der USA und der Vereinten Nationen.

Der arme Karibikstaat leidet bereits seit Jahren unter Bandenkriminalität. UN-Angaben zufolge sind deshalb bereits rund 200.000 Menschen aus dem Land geflüchtet. Zahlreiche der Banden sollen Verbündete unter den Politikern des Landes haben. Insbesondere für Kinder und Frauen ist die Lage schwer erträglich.

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