Eine heftige Explosion im Hafen der Stadt Bandar Abbas hat erheblichen Sachschaden angerichtet. 40 Menschen werden getötet, rund 1000 verletzt. In der südiranischen Stadt am Persischen Golf befindet sich das Hauptquartier der Iranischen Marine.
Eine gewaltige Explosion und ein Brand haben den Hafen der südiranischen Stadt Bandar Abbas erschüttert.
Der Vorfall soll mit der Lieferung eines chemischen Bestandteils für Raketentreibstoff in Verbindung stehen. 40 Menschen kamen ums Leben, etwa 1.000 weitere wurden verletzt.
Am Samstag trafen sich Vertreter des Iran und der USA im Oman zur dritten Verhandlungsrunde über Teherans rasch voranschreitendes Atomprogramm.
Obwohl von iranischer Seite nicht von einem Anschlag gesprochen wurde, steht diese Möglichkeit im Raum, nachdem am Mittwoch der iranische Außenminister Abbas Araghchi, der die iarnische Delegation leitet, betont hatte: „Unsere Sicherheitsdienste sind angesichts früherer Sabotage- und Attentatsversuche, die eine legitime Reaktion provozieren sollten, in höchster Alarmbereitschaft.“
Hafen soll Chemikalie für Raketentreibstoff erhalten haben
Stundenlang gab es von iranischer Seite keine klare Erklärung für die Ursache der Explosion im Schahid-Radschai-Hafen, der etwas außerhalb von Bandar Abbas liegt. Dass die Explosion etwas mit der Ölindustrie zu tun habe, wurde allerdings entschieden bestritten.
Der Hafen habe im März eine Lieferung „Natriumperchlorat-Raketentreibstoff“ erhalten, teilte die private Sicherheitsfirma Ambrey mit. Der Treibstoff sei Teil einer Lieferung von zwei chinesischen Schiffen in den Iran, über die die Financial Times erstmals im Januar berichtete. Der Treibstoff sollte zur Aufstockung der iranischen Raketenbestände verwendet werden, die durch die direkten Angriffe auf Israel während des Krieges mit der Hamas im Gazastreifen erschöpft waren.
„Der Brand war Berichten zufolge die Folge des unsachgemäßen Umgangs mit einer Lieferung von Festbrennstoff für iranische ballistische Raketen“, hieß es von Ambrey.
Es ist unklar, warum der Iran die Chemikalien nicht aus dem Hafen abtransportiert hat, insbesondere nach der Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020. Bei dieser Explosion, die durch die Entzündung von Hunderten Tonnen hochexplosiven Ammoniumnitrats verursacht wurde, kamen über 200 Menschen ums Leben und über 6.000 weitere wurden verletzt.
Angriffe Israels richten sich allerdings auf Anlagen, in denen der Iran industrielle Mischer zur Herstellung von Festbrennstoffen nutzt.
In Social-Media-Aufnahmen der Explosion war kurz vor der Detonation rötlich gefärbter Rauch aus dem Feuer zu sehen. Dies deutet darauf hin, dass eine chemische Verbindung an der Explosion beteiligt war.
„Zurück, zurück! Sag dem Tanklaster, er soll losfahren!“, rief ein Mann in einem Video kurz vor der Explosion. „Sag ihm, er soll losfahren, es wird explodieren! Oh Gott, das explodiert! Alle evakuieren! Zurück! Zurück!“
Am Samstagabend berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA, die iranische Zollverwaltung habe einen „Vorrat an Gefahrstoffen und Chemikalien im Hafengebiet“ für die Explosion verantwortlich gemacht, ohne nähere Angaben zu machen.
Hafen ein wichtiges Ziel für iranische Fracht
Schahid Radschai war bereits 2020 Ziel eines Cyberangriffs, der Israel zugeschrieben wird. Zuvor hatte Israel erklärt, einen Cyberangriff auf seine Wasserinfrastruktur vereitelt zu haben, den es dem Iran zuschrieb.
Mehrdad Hasanzadeh vom Katastrophenschutz sagte, die Explosion sei von Containern im Hafen Schahid Radschai ausgegangen, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Das staatliche Fernsehen berichtete zudem von einem durch die Explosion verursachten Gebäudeeinsturz, ohne jedoch weitere Einzelheiten bekannt zu geben.
Der Hafen Schahid Radschai in der Provinz Hormozgan liegt etwa 1.050 Kilometer südöstlich der iranischen Hauptstadt Teheran an der Straße von Hormus, der schmalen Mündung des Persischen Golfs, durch die 20 % des gesamten Ölhandels passieren.