Die Vereinten Nationen warnen davor, dass sich die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen noch verschlimmert. Die letzten Ladungen an Hilfsgütern werden in diesen Tagen ausgegeben.
Bei den anhaltenden israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen wurden am Mittwoch mindestens 35 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt. Bei Luftangriffen auf Wohnhäuser im Zentrum wurden mindestens 12 Menschen, darunter auch Kinder, getötet. Angriffe am frühen Morgen richteten sich gegen drei Wohnhäuser im Flüchtlingslager Nuseirat.
Seit der Wiederaufnahme der Kämpfe am 18. März führt Israel täglich Angriffe auf Wohnhäuser, Unterkünfte und öffentliche Einrichtungen durch.
Durch die Blockade sind die Einwohner des Gazastreifens seit fast zwei Monaten von allen Importen, einschließlich lebenswichtiger Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung, abgeschnitten. Nun gehen die Vorräte zur Neige, neue Lieferungen können nicht getätigt werden.
Israel sagt, mit der Blockade solle die Hamas gezwungen werden, die am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freizulassen. Dennoch warnte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte diese Woche, dass der Einsatz von Hunger als militärische Strategie gegen Zivilisten ein Kriegsverbrechen darstellt.
UN: Vorräte in wenigen Tagen aufgebraucht
Das Amt für humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen meldet kritische Engpässe bei Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischen Hilfsgütern. Karitative Küchen sind demnach nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit fortzuführen.
Das Amt für humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen (OCHA) kündigte am Mittwoch an, es werde in den kommenden Tagen die letzten sechzig Notunterkunftspakete verteile - Zelte sind darin bereits nicht mehr enthalten.
Auch der UN-Bevölkerungsfonds teilte mit, dass sein gesamtes Material für Notunterkünfte und Hygieneartikel aufgebraucht ist.
OCHA stellte ferner fest, dass nur sieben Krankenhäuser und vier Feldkrankenhäuser weiterhin Geburtshilfe und die Versorgung von Neugeborenen für Familien im Gazastreifen anbieten, in dem noch immer über 2 Millionen Menschen leben.
In der Zwischenzeit beobachten die Krankenhäuser einen erheblichen Anstieg der Fälle von unterernährten schwangeren und stillenden Frauen. Die Mehrheit der Neugeborenen kommt untergewichtig zur Welt.
Karitative Küchen von Schließung bedroht
Zahlreiche Palästinenser versammelten sich in karitativen Küchen in Deir al-Balah und Nuseirat, um ihre einzige Mahlzeit für den Tag zu erhalten. Am Mittwoch servierte eine Küche Nudeln in einer wässrigen Tomatensoße, eine andere nur Linsen.
Menschenmengen drängten sich aneinander und schrien, während sie ihre Töpfe und Behälter hoch in die Luft hielten, in der verzweifelten Hoffnung, nicht mit leeren Händen in ihre Unterkünfte zurückkehren zu müssen.
"Wir verhungern. Es gibt nichts zu essen und nichts zu trinken", sagte Wafaa, eine Frau, die mit ihrer achtköpfigen Familie aus Nuseirat vertrieben wurde und nur ihren Vornamen nannte. "Es wäre eine große Krise, wenn die Hilfsküchen geschlossen würden."
Abu Hamza Fawaz, der in der Küche in Deir al-Balah arbeitet, sagte, dass die Küche wegen des Mangels an Lebensmitteln und Treibstoff in einigen Tagen schließen muss.
Ahmed Yassin, der in einer karitativen Küche in Nuseirat arbeitet, sagte, dass bereits eine große Anzahl kleiner Küchen geschlossen wurde und die Menschen nun auf die großen Gemeinschaftsküchen angewiesen sind.
Der Krieg begann, als militante Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 den Süden Israels angriffen und dabei rund 1.200 Menschen töteten, die meisten von ihnen Zivilisten. Die Hamas nahm 251 Menschen als Geiseln und hält derzeit 59 fest, von denen 24 noch am Leben sein sollen.
Bei der anschließenden israelischen Offensive wurden nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bisher mehr als 52.400 Palästinenser getötet, vor allem Frauen und Kinder, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Nach den jüngsten Zahlen des israelischen Militärs sind seit Beginn des Krieges 850 seiner Soldaten ums Leben gekommen.