Bienen sind nicht nur vom Klimawandel, sondern auch von zunehmenden Konflikten bedroht, so eine Studie. Als Bestäuber nehmen sie eine zentrale Rolle im Ökosystem ein.
Bienen sind bedroht - nicht nur vom Klimawandel, sondern auch von zunehmenden Kriegen, Mikroplastik und Straßenlaternen. Ein Bericht der Universität Reading hat gemeinsam mit Bienenexperten die zwölf dringlichsten Bedrohung für die Bestäuber in den nächsten zehn Jahren erstellt.
Die zunehmenden Kriege und Konflikte auf der ganzen Welt schaden den Bienen, warnen die Wissenschaftler hinter dem Bericht. Dazu gehört auch der Krieg in der Ukraine. Weil die Landwirtschaft und der Anbau von Feldfrüchten im Schatten der militärischen Aktivitäten und der Zerstörung durch Russlands Angriffskrieg stehen, können Bienen während der gesamten Saison keine abwechslungsreiche Nahrung finden.
Ohne Bestäuber keine Blütenvielfalt
Die Gesamtzahl der Bienenvölker nimmt weltweit zwar zu, so das Bundesamt für Statistik, doch die Zahl der Wieldbienen hingegen sinkt. "Von den über 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten sind laut Roter Liste mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht", so eine Pressemitteilung zur zugehörigen Statistik aus dem Sommer 2024. Mehr als die Hälfte der Arten steht mindestens auf der Vorwarnliste.
Weil Wildbienen die Bestäubung vieler Blütenpflanzen übernehmen, "wirkt sich der Rückgang der Wildbienenpopulationen auch auf andere Arten und Ökosysteme aus. Viele bedeutsame Nutzpflanzen sind auf Wildbienen als Pollenüberträger angewiesen."
Neben den Bestäubung von Pflanzen sind Wildbienen auch wichtig für Käfer, Fliegen und Vögel. "Mit den Wildbienen sterben auch sie", so Destatis weiter.
Neben dem Schwinden der Wildbienen macht auch die Qualität der Ernte einen Unterschied. Unter den zwölf dringlichsten Bedrohungen für Bienenvölker ist laut dem Bericht der Universität Reading auch die Verunreinigung durch verschiedene Stoffe gelistet.
Mikroplastik in Bienenstöcken nachgewiesen
Bei Tests an 315 Honigbienenvölkern wurden in den meisten Bienenstöcken synthetische Materialien wie PET-Plastik festgestellt. Auch Antibiotika sowie Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, haben ihren Weg in die Bienenstöcke und den Honig gefunden.
Es wurde darüber hinaus festgestellt, dass künstliches Licht von Straßenlaternen den Blütenbesuch von nachtaktiven Bestäubern um 62 Prozent verringert. Die Luftverschmutzung beeinträchtige das Überleben, die Fortpflanzung, das Wachstum und nicht zuletzt das Verhalten von Bienenvölkern.
Doch die Konsequenzen sind weitaus umfassender. Nach Angaben des NABU sind rund 80 Prozent der Wild- und Kulturpflanzenarten in Deutschland von der Bestäubung durch Fluginsekten abhängig, darunter größtenteils Bienen. Pflanzen wie Weizen, Mais und Kartoffeln kommen auch ohne Zutun von Insekten aus, Äpfel, Mandeln, Tomaten oder Kakao hingegen sind auf Bestäubung angewiesen.
Ökozid: Krieg als Mittel der Umweltzerstörung?
Durch die zunehmenden Kriege und Konflikte in Europa und weltweit fehlen sonst bestellte Felder. Die Umweltfolgen der Zerstörung durch Krieg zeigte sich im Jahr 2023 in der Ukraine deutlich.
Der Kachowka-Staudamm ist im Juni 2023 nach einer Bombardierung durchgebrochen. Der Stausee lief über, überschwemmte das umliegende Gebiet und trocknete letztendlich aus. Mindestens 52 Menschen starben im Hochwasser nach dem Dammbruch, zehntausende waren von den Wassermassen betroffen.
Kyjiw gab Russland die Schuld und sprach von einer absichtlichen Sprengung des Damms. Russland wies die Schuldzuweisungen zurück. Es folgte eine ökologische Katastrophe.
Es ist ein ein Beispiel dafür, wie sich der Krieg auch auf die Umwelt auswirkt. Zu den kurzfristigen Folgen gehören Hochwasser, Überschwemmungen, der Tod von Menschen und Tieren, die Zerstörung von Siedlungen, landwirtschaftlichen Flächen und Naturschutzgebieten.
Wirtschaftlich weitaus gravierender sind jedoch die langfristigen Folgen: die Zerstörung traditioneller Wirtschaftsformen, eine veränderte Rolle von Regionen in einer arbeitsteiligen Wirtschaft und, verbunden mit dem erzwungenen Strukturwandel, auch der Verlust regionaler Identität. Kapazitäten in der Energieerzeugung sowie Wasserreserven und deren Verteilung auf die riesigen Flächen gingen verloren.
Wladislaw Ignatenko, ein ukrainischer Staatsanwalt, führte eine weltweit einmalige Untersuchung von Kriegsverbrechen durch: die des Ökozids. Die Böden sind stark mit Schwermetallen belastet. Kyjiw will den Fall des Umweltmords vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) bringen.
Umweltminister Strilets forderte, Russland solle zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem wolle man einen Präzedenzfall schaffen und geeignete Verfahren der internationalen Strafverfolgung entwickeln, damit in Zukunft Kriegsführung auf Kosten der Umwelt nicht ungestraft bleibe.
Obwohl der Internationale Strafgerichtshof die Umweltzerstörung nicht als eigenständiges Verbrechen anerkennt, kann eine großflächige Umweltzerstörung als Teil eines Kriegsverbrechens angesehen werden. Ein Prozess würde Jahre dauern.