Eine Welle an Bombendrohungen erreicht momentan eine Vielzahl an Schulen in ganz Deutschland. Während die Ermittler inzwischen von "keiner konkreten Gefährdung" ausgehen, läuft die Suche nach dem Absender noch.
Es ist Abiturphase in vielen deutschen Bundesländern, doch mehrere hundert Schulen beschäftigt auch eine Mail mit einer Bombendrohung. Mancherorts wurden die Schüler vorsichtshalber nach Hause geschickt. Die jeweiligen Schulen entschieden in Absprache mit der Polizei, ob der Unterricht ausfalle oder nicht.
Bombendrohungen gegen Schulen halten seit Freitag an
Die Zahl der Bombendrohungen gegen Schulen in Deutschland ist am Montag weiter gestiegen. In Rheinland-Pfalz waren mindestens 56 Schulen Ziel der Attacken. Sie hatten am Morgen ein Drohschreiben per Mail erhalten.
In und um Trier erhielten 16 Schulen Mails mit identischem Wortlaut. Sie glichen außerdem den Drohungen, die bereits am vergangenen Freitag in Schulen im gesamten Bundesgebiet eingegangen waren.
Der Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, Sven Teuber (SPD) verurteilte die Drohschreiben. "Diese Drohungen sind abscheuliche Angriffe auf Orte, die Schutz, Bildung und Zusammenhalt bieten sollen", betonte Teuber in einer Pressemitteilung. "Sie verunsichern Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Familien zutiefst – und das verurteilen wir mit aller Deutlichkeit", mahnte der Bildungsminister. "Wir stellen uns schützend vor unsere Schulgemeinschaften."
Bombendrohungen sind Straftatbestand
Der Minister betont zudem, dass solche Drohungen "eine strafbare Handlung" sind. "Sie binden wertvolle Zeit der Einsatzkräfte, verursachen erhebliche organisatorische Belastungen an den Schulen und führen unter Umständen auch zu Unterrichtsausfällen. Wer solche Taten verübt oder nachahmt, muss mit klaren strafrechtlichen Konsequenzen rechnen."
"Solche Drohungen gegen Schulen sind kein harmloser Streich oder ein Kavaliersdelikt, sondern stellen eine ernstzunehmende Straftat dar", so auch der Innenminister des Landes Michael Ebling. Er versicherte außerdem, dass die Sicherheitsbehörden mit Nachdruck ermittele.
Gesetzlich gesehen gilt eine Bombendrohung bereits als Straftat. Im Strafgesetzbuch unter Artikel §126 gilt die "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" als Tatbestand. Im Falle einer Verurteilung kann es zu einer Geldstrafe oder in schwereren Fällen zu einer Haftstrafe von mehreren Jahren kommen.
Diese Bundesländer sind betroffen
Auch Schulen in anderen deutschen Bundesländern waren betroffen. Das Landeskriminalamt in Baden-Württemberg meldete für den Montag gleichlautende Drohmails "im unteren dreistelligen Bereich".
In Thüringen waren 36 Schulen von den Drohungen betroffen, auch hier handelte es sich um Mails mit gleichem Wortlaut. "Wir schätzen die Drohungen als nicht ernsthaft ein", teilte die Polizei Thüringen auf X.
Es laufen "Ermittlungen wegen der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten", heißt es weiter. In einer Pressemeldung geht die Landespolizeidirektion Thüringen bislang von einem Absender aus.
Bisher bekannt sind darüber hinaus Stand Montagabend etwa 40 Fälle von Drohmails in Bayern, die sich stark auf den Raum Augsburg konzentrieren. Im dortigen Polizeipräsidium gingen 20 Meldungen ein. In Berlin sind 13 Schulen, in Brandenburg 22 Schulen bekannt, die ebenso Bombendrohungen erhalten hatten. In Sachsen ist die Rede von 25 Drohschreiben. Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen unvollständig sind.
Ermittlungen: Möglicher Zusammenhang mit Abiturprüfungen
Ermittler vermuten ein bundesweites Phänomen und einen Zusammenhang mit Abiturprüfungen. Ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts sagte in der vergangenen Woche, vieles deute auf eine gezielte, bundesweite Aktion hin. Die Inhalte der Mails seien sehr ähnlich. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Auch das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, die Polizei Lübeck und das Innenministerium gaben gegenüber der Zeitung Lübecker Nachrichten an, dass „es sich wohl um eine konzertierte, bundesweite Aktion handelt und keine konkrete Gefahr“ bestehe.
In den vergangenen Monaten erhielten bundesweit immer wieder Schulen Drohmails. Vor dem Landgericht Stuttgart läuft zurzeit ein Prozess gegen einen 20-Jährigen, der im Herbst 2023 mit einem Komplizen insgesamt 51 Mails an Schulen, Behörden und Religionsgemeinschaften verschickt haben soll.
Ähnliche Fälle in Österreich
Auch Österreich meldet zahlreiche Fälle von Bombendrohungen gegen Bildungsstätten. Mehrere regionale Polizeisprecher hatten gegenüber dem österreichischen Sender ORF Bombendrohungen gegen Schulen bestätigt. Bislang seien jedoch keine verdächtigen Gegenstände in betroffenen Schulen gefunden worden, hieß es.
In den vergangenen drei Tagen seien mehr als 50 Einrichtungen betroffen gewesen, sagte der Chef der österreichischen Verfassungsschutzbehörde (DSN), Omar Haijawi-Pirchner bei der Präsentation des jährlichen Verfassungsschutzberichtes. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren", ergänzte er.
Dazu sei der österreichische Verfassungsschutz auch im Austausch mit internationalen Partnern.
Im Januar dieses Jahres gab es auch eine Serie an Bombendrohungen gegen Schulen in Ungarn. In dem von der Polizei beschriebenen Schreiben drohten die Unbekannten mit einem terroristischen Anschlag.