Der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha drängt Putin, „nicht länger die Zeit der Welt zu verschwenden“. Auch die Britin Yvette Cooper fordert ihn auf, „Gewalt zu beenden und endlich für einen gerechten, dauerhaften Frieden zu verhandeln.“
Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten warfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Mittwoch vor, nur vorzugeben, an Frieden interessiert zu sein. Zuvor hatten fünfstündige Gespräche im Kreml mit US-Gesandten weder einen Durchbruch noch einen Kompromiss gebracht.
Der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha forderte Putin auf, „nicht länger die Zeit der Welt zu verschwenden“. Auch die britische Außenministerin Yvette Cooper appellierte an den russischen Staatschef, „das Getöse und das Blutvergießen zu beenden und sich endlich an den Verhandlungstisch zu setzen, um einen gerechten und dauerhaften Frieden zu ermöglichen“.
Die kritischen Töne folgten auf das Treffen der Außenminister der europäischen NATO-Staaten am Mittwoch in Brüssel, bei dem die Geduld mit Moskau sichtbar gering war. Zuvor hatte der Kreml Gespräche mit Steve Witkoff, dem Gesandten von US-Präsident Donald Trump, sowie mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner geführt.
"Wir sehen, dass Putin seinen Kurs nicht geändert hat. Er geht auf dem Schlachtfeld noch aggressiver vor", sagte der estnische Außenminister Margus Tsahkna. "Es ist offensichtlich, dass er keinen Frieden will."
Ähnlich äußerte sich die finnische Außenministerin Elina Valtonen: "Bislang haben wir keinerlei Zugeständnisse des Aggressors Russland gesehen. Die beste vertrauensbildende Maßnahme wäre ein vollständiger Waffenstillstand."
Die Äußerungen machten die hohen Spannungen und die tiefe Kluft zwischen Russland auf der einen und der Ukraine sowie ihren europäischen Verbündeten auf der anderen Seite deutlich. Putin hatte den westlichen Staaten am Dienstag vorgeworfen, die von den USA angeführten Friedensbemühungen zu sabotieren, und zugleich vor einem möglichen Krieg mit Europa bei weiterer Provokation gewarnt.
Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow beschrieb die Gespräche zwischen Putin, Witkoff und Kushner am Dienstag im Kreml zwar als "positiv", nannte jedoch keine Einzelheiten.
US-Abgesandte treffen ukrainische Vertreter
Am späten Mittwoch erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Die Welt spürt deutlich, dass es eine reale Chance gibt, diesen Krieg zu beenden." In seiner auf Telegram veröffentlichten Abendansprache betonte er, der Erfolg hänge von "konstruktiver Diplomatie und Druck auf den Aggressor" ab. Beides arbeite auf Frieden hin.
Seine Worte fielen kurz bevor Trumps Gesandte Witkoff und Kushner am Donnerstag in Miami zu weiteren Gesprächen mit dem ukrainischen Verhandlungsführer Rustem Umerow erwartet wurden.
Laut Trump waren Witkoff und Kushner nach ihrem Marathontermin mit Putin zuversichtlich, dass dieser ein Ende des Krieges anstrebt. "Sie hatten den starken Eindruck, dass er eine Einigung will", sagte Trump.
Europa stockt Unterstützung weiter auf
NATO-Generalsekretär Mark Rutte betonte, die Ukraine werde weiterhin militärisch unterstützt, um den Druck auf Moskau hochzuhalten. "Die Friedensgespräche gehen weiter – das ist gut", sagte Rutte. "Aber gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Ukraine während dieser Gespräche bestmöglich in der Lage ist, sich zu verteidigen und die russischen Angriffe zurückzuschlagen."
Kanada, Deutschland, Polen und die Niederlande kündigten an, gemeinsam Hunderte Millionen Dollar für den Kauf US-amerikanischer Waffen bereitzustellen, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden sollen.
Seit Beginn der Invasion 2022 haben die europäischen Staaten zusammen mit den USA Milliarden bereitgestellt, um Kiew finanziell und militärisch zu unterstützen. Unter Präsident Trump haben die USA ihre direkte Unterstützung jedoch zurückgefahren und stattdessen stärker auf diplomatische Initiativen zur Kriegsbeendigung gesetzt. Anders als die Biden-Regierung genehmigt die Trump-Administration keine Waffenspenden an die Ukraine, sondern verkauft sie direkt an Kiew oder an NATO-Verbündete, die sie anschließend weiterreichen.