Die Uhr tickt: Wer bekommt die Oscars der Uhrmacherei 2021?

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Von Claudio RosminoSabine Sans
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In Genf werden am 4. November die Preise des Grand Prix d'Horlogerie vergeben.

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**Der Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG), der als Oscar der Branche gilt, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt das Genfer Musée Rath eine Retrospektive der Uhren, die seit 2001 mit dem Grand Prix de l'Aiguille d'Or, dem begehrtesten Preis auf der Liste der Ehrungen, ausgezeichnet wurden. Außerdem werden die 84 aktuell nominierten Uhren präsentiert. Die Ausstellung ist bis zum 14. November zu sehen.
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Welt aus Tradition und Technologie

Hinter jeder dieser Uhren steht eine Welt aus Tradition, Kunst und herausragender Technologie. Ihre Herstellung dauert oft Jahre. Schauen wir uns an, wie diese kleinen Meisterwerke entstehen.

In Le Sentier, einem Dorf im schweizerischen Jura, liegt die Uhrenmanufaktur von Bulgari. Dort werden alle Kreationen der Marke entwickelt, die einzelnen Komponenten sowie die Uhrwerke hergestellt. das reicht vom Gießen der Goldlegierungen bis zur Bearbeitung, Fertigung, Montage und Endbearbeitung von Uhrwerk, Gehäuse, Zifferblatt und Armband. Die verschiedenen Teile werden dann in Neuchatel zusammengesetzt. Jeder Zeitmesser vereint handwerkliche Fähigkeiten und technische Spitzenlösungen.

"Anhand einer Machbarkeitsstudie erstellen wir eine Leistungsbeschreibung", erklärt Julien Behra, Leiter der Uhrwerksentwicklung Bulgari. "Damit prüfen wir alle Schwierigkeiten des Projekts, die Fristen sowie die Kosten. Die für eine Entwicklung benötigte Zeit hängt von ihrer Komplexität ab. Das geht von einfachen Modulen wie der Mond- oder Datumsanzeige, die von sechs Monaten bis zu einem Jahr dauern kann, bis hin zur Entwicklung einer Grand Sonnerie oder einer Minutenrepetition (= Vorrichtung, bei der zwei Hämmer die Stunden, Viertelstunden und Minuten auf Federn schlagen), die fünf Jahre oder länger dauern kann."

Poesie der Zeit

In der Manufaktur von Van Cleef und Arpels im schweizerischen Meyrin wird der kreative Prozess mit Hilfe der "Poesie der Zeit" umgesetzt. Schönheit und Träume stehen im Mittelpunkt der Uhrmacherarbeit, die mit einer Geschichte beginnt, die visuell und mechanisch umgesetzt wird.

"Wir sehen eine Uhr wie ein Gemälde oder eine Oper", sagt Rainer Bernard, Leiter Forschung und Entwicklung Uhren bei Van Cleef & Arpels. "Wir sind verzaubert von dem, was auf der Bühne passiert, ohne die technische Unterstützung dahinter zu sehen. Bei uns ist das ähnlich. Die Technik dient immer der Geschichte. Es ist sehr wichtig, den richtigen Kompromiss zu finden zwischen dem, was technisch machbar ist, und dem, wie wir unsere Handwerkskunst einbringen, die goldenen Hände, die die Zifferblätter herstellen, die Gehäuse und die Uhrwerke, die wir herstellen,. Unsere Entwicklungen können drei, vier, fünf oder sogar zehn Jahre dauern, um den perfekten Kompromiss zu finden. Damit eine Uhr entsteht, die wir als Kunstobjekt ansehen."

Neben dem Hauptpreis "Aiguille d'or" werden 18 weitere Auszeichnungne in verschiedenen Kategorien vergeben.

Der Jurypräsident des Grand Prix de l'Horlogerie Nick Foulkes erklärt, nach welchen Kriterien diese Juwelen der Handwerkskunst ausgezeichnet werden:

"Die Art und Weise, wie sie ausgewählt werden, ist sehr interessant. Es gibt die Vorschläge der Marken. Aus dieser Vorschlagsliste wählen dann die Akademie-Mitglieder aus. Es gibt also eine Gruppe von etwa 500 Personen, die ihre Meinung abgeben. Die endgültige Jury besteht dann aus etwa 30 Personen, von denen die Hälfte zufällig ausgewählt wird und die andere Hälfte von mir in Zusammenarbeit mit der Organisation ausgewählt wird. Auf diese Weise erhält man ein sehr faires Meinungsbild aus aller Welt, das alle möglichen Kriterien berücksichtigt." Und auch Innovationen prägen den Sektor, der von traditioneller Handwerkskunst lebt, sagt er weiter: "Einige der Marken holen das Beste aus den modernen Maschinen heraus - sei es computergestütztes Design oder Fräsmaschinen, die die Arbeit mit Toleranzen bewerkstelligen, die selbst bei den teuersten Uhren vor 30 oder 40 Jahren unmöglich zu erreichen waren."

Die Uhr tickt für die Jury, die entscheidet, welche Uhren 2021 ausgezeichnet werden. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 4. November, im Théâtre du Léman in Genf statt.

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