Der Klimawandel bedroht die ganze Welt. Marokko arbeitet an Lösungen und will Afrika zum Kontinent der Ernährungssicherheit machen.
Wie verändert der Klimawandel die Landwirtschaft in Afrika? An der Polytechnischen Universität Mohammed VI in Marokko entwickeln Wissenschaftler Lösungen für eine der größten Herausforderungen des Kontinents. An der Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P) in Marokko arbeitet man daran, dass Afrika mithilfe von Innovationen der Kontinent der Ernährungssicherheit wird. Wissenschaftler testen alternative Technologien und Kulturen.
Die Zukunft der afrikanischen Landwirtschaft
Marokko kämpft wie der Rest der Welt mit dem Klimawandel. Wissenschaftler arbeiten daran, die Landwirtschaft widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen.
Um eine wissensbasierte Wirtschaft anzukurbeln, setzen afrikanische Universitäten auf Forschung und Entwicklung. An der Polytechnischen Universität Mohammed VI in Marokko arbeitet man daran, Afrika durch Innovation zum Kontinent der Ernährungssicherheit zu machen. Hicham El Habti, Präsident der Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P):
"Unsere Universität will einen Rahmen schaffen, in dem junge Afrikaner die Konzepte und Begriffe der Technologien verinnerlichen und an die lokale Realität anpassen können. Technologie ist global, aber Innovation ist lokal. Wir wollen unserer Jugend diesen Raum bieten, damit sie die Entwicklung des afrikanischen Kontinents in die Hand nehmen kann."
Das Mantra der Universität ist 'learning by doing', Lernen durch Handeln. Ein pädagogisches Konzept, das Erfahrung und Kreativität miteinander verbindet. Die Studenten werden dazu ermutigt, innovativ zu sein, neue Lösungen zu finden und unternehmerische Konzepte zu entwickeln.
Präzisionslandwirtschaft: innovativ und nachhaltig
Die Versuchsfarm ist eine wichtige Abteilung der Universität. Dort wird ‚smart farming‘ betrieben, Präzisionslandwirtschaft, die auf Technologie und Datenverarbeitung basiert.
Dort wurde ein Start-up gegründet, das Beratung für Landwirte anbietet. Die Drohnen sind in der Lage, Schädlinge, Nährstoffmangel oder Wasserstress zu erkennen:
"Das sind Techniken, die sich in mehreren Ländern als effektiv erwiesen haben. Es ist meiner Meinung nach nur einer Frage der Zeit, bis man solche Techniken anwenden muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben", meint Soufiane Amaldi, Geschäftsführer Aerodrive Engineering Services (AES).
Auf Probleme mit Forschung reagieren
Die Forschungsarbeit besteht auch darin, auf Probleme zu reagieren, die die Produktivität der Landwirte beeinträchtigen, wie z. B. die Verschlechterung der Böden, der Rückgang der Artenvielfalt und Pflanzenkrankheiten. Die Wissenschaftler testen alternative Kulturen wie Moringa oder Quinoa, die in der Lage sind, trockene Böden aufzuwerten.
"Der Klimawandel ist zu einer existenziellen Bedrohung geworden", sagt Fassil Kebede, Wissenschaftler an der UM6P. "Daher liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Landes, eigene Lösungen zur Bewältigung dieses Problems anzubieten. Eines der Mittel ist das Screening, Getreide oder Pflanzen darauf zu testen, ob sie dem Klimawandel standhalten. Quinoa ist eine dieser Pflanzen."
Quinoa: Getreide der Zukunft
In den vergangenen Jahren hat die Universität eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Quinoa in der marokkanischen Provinz Rhamna gespielt.
Die Landwirte haben von Weizen und Gerste auf das lateinamerikanische Getreide umgestellt. Es verspricht höhere Erträge, so der c:
_"In dieser Region ist die Trockenheit sehr groß. Wir haben uns für den Anbau von Quinoa entschieden, weil man es nur zweimal bewässert muss. Was den Ertrag betrifft, haben wir zwei sehr erfolgreiche Versuche gemacht. Dieses Jahr werden wir den Anbau auf die gesamte Parzelle ausweiten."
_
In einer Kooperative, die Frauen aus der Region beschäftigt, wird Quinoa zu Mehl, Keksen, aber vor allem zu Couscous verarbeitet, dem Grundnahrungsmittel in Marokko. Die Region Rahmna ist führend im Quinoa-Anbau.
_
"Quinoa ist sehr gefragt, von großen Supermärkte, von Menschen mit Glutenproblemen und Vegetariern"_, erklärt Hafida El Felahi, Chefin 3rd Millenium Cooperative. "Es gibt Leute, die unseren Quinoa mitnehmen, um ihn im Norden anzupflanzen, es gibt Quinoa im Süden. Eines Tages wird es Quinoa in ganz Marokko geben. Inch'allah!"
An der Universität gibt es ehrgeizige Pläne: Die UM6P, die sich als afrikanisches Sillicon Valley sieht, will in den nächsten Jahren Tausende neuer Studenten und Forscher aufnehmen, so Hicham El Habti:
"Wir haben ein unglaubliches Humankapital, es ist der größte Reichtum des afrikanischen Kontinents. In den kommenden Jahren werden junge Menschen den größten Teil der Bevölkerung in Afrika ausmachen. Für mich ist das ein außergewöhnlicher Hebel und die beste aller Möglichkeiten, die der afrikanische Kontinent hat".
Ein weiteres Potenzial ist der Boden: Mehr als 60 Prozent des nicht bewirtschafteten Ackerlandes der Welt sind in Afrika.