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Neue Erkenntnisse: Strahlentherapie bei Brustkrebs oft nutzlos

Eine Frau erhält eine Strahlentherapie gegen Krebs.
Eine Frau erhält eine Strahlentherapie gegen Krebs. Copyright  Canva
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Von Anca Ulea
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Eine neue internationale Studie zeigt: Bei Frauen mit Brustkrebs im frühen Stadium und mittlerem Risiko beeinflusst Strahlentherapie die Überlebensrate nach zehn Jahren nicht.

Seit etwa 1920 gilt die Bestrahlung bei Brustkrebs als anerkannte Therapieform. Nun, gut hundert Jahre später, kommen Studien heraus, die von dieser Empfehlung Abstand nehmen.

Eine neue Studie zeigt: Bei Frauen mit frühem Brustkrebs und mittlerem Rückfallrisiko verbessert die Radiotherapie kaum die Überlebenschancen.

Die internationale Studie verfolgte über rund ein Jahrzehnt die Überlebensraten von mehr als 1.600 Patientinnen mit Brustkrebs, die eine Mastektomie, eine Lymphknotenoperation und eine systemische Therapie inklusive Chemotherapie hinter sich hatten.

Bei Teilnehmerinnen mit „intermediärem Risiko“ der Wiedererkrankung: definiert als Stadium II mit ein bis drei befallenen Lymphknoten oder als aggressive Tumoren ohne Lymphknotenbefall, waren die Überlebensraten nahezu identisch, egal ob die Brustwand bestrahlt wurde oder nicht.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von neun Komma sechs Jahren lag die Überlebensrate bei 81,4 Prozent mit Bestrahlung und bei 81,9 Prozent ohne.

Insgesamt erlitten nur 29 Patientinnen ein Rezidiv: neun (1,1 Prozent) in der Bestrahlungsgruppe und 20 (2,5 Prozent) in der Gruppe ohne Bestrahlung.

„Die Ergebnisse ermöglichen es Patientinnen möglicherweise, unnötige Behandlungen zu vermeiden. Das führt zu einer wirksameren und effizienteren Nutzung von Gesundheits- und Pflegeleistungen“, erklärte John Simpson, der eine britische Regierungsgruppe zur Bewertung klinischer Studien leitet.

Die Ergebnisse erschienen am Mittwoch im New England Journal of Medicine, einer der führenden medizinischen Fachzeitschriften. Mitgewirkt hatten Patientinnen aus dem Vereinigten Königreich, aus sieben Ländern Kontinentaleuropas, aus Israel sowie aus der Türkei.

Therapieempfehlungen im Wandel

Laut den Autoren stellt die Studie infrage, dass die Bestrahlung nach einer Mastektomie weiterhin ein zentraler Baustein der Therapie sein muss. Sie stützt den Trend, bei niedrigem Risiko auf Radiotherapie zu verzichten.

Sie betonen auch: Seit Beginn der Studie ist die Sterblichkeit durch Brustkrebs deutlich gesunken. Fortschritte in der systemischen Krebstherapie haben die Überlebenschancen weiter verbessert.

Prognosen für dieses Jahr zeigen, dass die Brustkrebssterblichkeit in Europa in allen Altersgruppen sinkt, mit einer Ausnahme: Bei Frauen über 80 fallen die Raten nur im Vereinigten Königreich und in Spanien.

Bei Patientinnen mit niedrigem Risiko gilt die Bestrahlung schon länger nicht mehr als erste Wahl. Die neuen Befunde präzisieren nun auch die Empfehlungen für Frauen mit mittlerem Risiko.

Radiotherapie bringt teils erhebliche Nebenwirkungen mit sich, die sich auch erst Monate oder Jahre nach Ende der Behandlung zeigen können.

Zu den kurzfristigen Nebenwirkungen zählen Haarausfall, Schmerzen, Schwellungen und Hautreizungen wie bei einem Sonnenbrand. Selten treten Lungenentzündungen auf. Möglich sind auch Nervenschäden an Schultern und Armen, die Taubheit, Kribbeln, Schmerzen und Schwäche verursachen.

Dr. Nicola Russell, Mitautorin der Studie und Strahlenonkologin am Niederländischen Krebsinstitut, sagte, das Vermeiden dieser Nebenwirkungen könne die Genesung von Brustkrebspatientinnen erleichtern.

„Die Vermeidung unnötiger Bestrahlung reduziert sowohl die Belastung durch die Behandlung als auch beispielsweise die negativen Auswirkungen auf die Brustrekonstruktion bei Patientinnen nach Mastektomie“, so Russell.

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