Eine neue Studie zeigt: Berühmte Musiker sterben im Schnitt mit 75 Jahren. Weniger bekannte erreichen im Schnitt 79 Jahre.
Klingt der Spruch „Nur die Guten sterben jung“ dramatisch? Ein Blick auf Popstars lohnt sich. Denn die Daten könnten ihn bestätigen.
Berühmte Sängerinnen und Sänger sterben im Schnitt etwa vier Jahre früher als jene, die das Rampenlicht meiden. Das zeigt eine neue Analyse großer Stars des 20. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die psychischen Belastungen des Ruhms, darunter fehlende Privatsphäre, ständige öffentliche Beobachtung, ein gnadenloser Terminplan und Leistungsdruck, psychische Probleme und schädliche Bewältigungsstrategien fördern. Beides kann das Leben verkürzen.
Ruhm scheint eine „chronische Last zu sein, die bestehende Berufsrisiken verstärkt“, sagen Forschende der Universität Witten/Herdecke in Deutschland.
Das Team verfolgte Gesundheitsdaten von 324 berühmten Sängerinnen und Sängern, geboren zwischen 1910 und 1975. Als Vergleich dienten weitere 324 Sängerinnen und Sänger mit ähnlichem Hintergrund zu Geschlecht und Ethnie sowie Genre und Art des Musikacts, die jedoch keine Prominenz erlangten.
Alle Künstlerinnen und Künstler waren zwischen 1950 und 1990 aktiv. Diese Epoche prägten Aufstieg und Wandel von Rock ’n’ Roll, Punk, Disco, Grunge und Hip-Hop. So standen den Forschenden bis 2023 genug Langzeitdaten zu Gesundheit und Sterberisiken zur Verfügung.
Der Preis des Ruhms
Im Schnitt starben berühmte Musikerinnen und Musiker mit 75 Jahren. Ihre weniger bekannten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen erreichten im Mittel 79 Jahre. Die Studie wurde im Journal of Epidemiology and Community Health veröffentlicht.
Solokünstlerinnen und Solokünstler hatten ein um 26 Prozent höheres Sterberisiko als Leadsängerinnen und Leadsänger in Bands, so die Studie. Die Risiken des Ruhms holten sie dennoch ein. Insgesamt war die Wahrscheinlichkeit, jung zu sterben, bei berühmten Sängerinnen und Sängern um 33 Prozent erhöht, verglichen mit Musikerinnen und Musikern ohne Prominenz.
Nach Ansicht der Forschenden spricht wenig dafür, dass das erhöhte Sterberisiko auf bestehenden Unterschieden zwischen den Künstlerinnen und Künstlern beruht oder auf umgekehrter Kausalität, also dass frühes Sterben jemanden erst berühmt macht. Vielmehr steigt mit dem Ruhm offenbar das Risiko eines früheren Todes.
Das Risiko liegt ähnlich hoch wie bei gelegentlichem Zigarettenkonsum. Der erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit um 34 Prozent, so die Forschenden.
„Berühmt zu sein wirkt so nachteilig, dass es mögliche Vorteile eines hohen sozioökonomischen Status überlagert“, sagen die Forschenden.
Wichtig: Die Ergebnisse beweisen nicht, dass Ruhm Menschen früher sterben lässt. Sie zeigen nur einen Zusammenhang. Die Studie betrachtete außerdem keine anderen Prominenten wie Filmstars oder Profisportler. Daher könnten die Resultate nicht über Sängerinnen und Sänger hinaus gelten und auch nicht für andere Teile der Welt.
Es gibt Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Etwa Mick Jagger, der 82-jährige Frontmann der Rolling Stones. Er nahm früh in seiner Karriere bekanntlich illegale Drogen, zieht aber bis heute in ausverkauften Arenen die Massen an.
Insgesamt legt die Studie nahe: Wer von Welttourneen oder Grammys träumt, sollte zweimal überlegen. Ruhm bringt Vorteile. Zusätzliche Lebensjahre offenbar nicht.