In nur 50 Jahren haben europäische Flüsse 93 % ihrer Wanderfische verloren. Die Renaturierung unserer Flüsse kann dazu beitragen, Lachse wieder heimisch werden zu lassen.
Die Zahl der Wildlachse in den Flüssen Nordschwedens schwankt von Jahr zu Jahr und ist schwer vorherzusagen. Die Chance, diesen mächtigen Fisch zu fangen, lockt Angler aus aller Welt, seit Schweden vor einigen Jahrzehnten seine Wildlachsbestände vom Aussterben gerettet hat.
Sein Angler-Kollege Marko Aronen findet: "Lachs ist so schwer zu fangen, so schwer an den Haken zu kriegen. Das ist das Faszinierendste an diesem Hobby."
Wie ist es Nordschweden gelungen, seinen Wildlachs zu erhalten, während vielen anderen Regionen dies nicht gelingt?
Die Provinz Norrbotten ist ein riesiger, dünn besiedelter Teil Schwedens, in dem Freizeitfischerei nicht nur Spaß macht, sondern auch wirtschaftlich lebenswichtig ist. Jedes Jahr zieht die Lachswanderung Angler aus der ganzen Welt an - so auch die finnischen Fliegenfischer Marko und Pyry, die mit dem einheimischen Profi Michael Stein eine weitere Saison am Fluss Torne verbringen.
Der Angel-Guide für Lachse sagt: "Das Wichtigste ist, dass es Flüsse ohne Wasserkraft gibt. Die sind nicht verschmutzt, die sind sauber. Und die Fische haben die Chance, dort zu leben und zu gedeihen. An solchen Orten, wo man sich um sie kümmert und sie erhält, kann man in Europa gute Lachsfischerei betreiben."
Wildlachs: Nicht nur Ressource, sondern auch ein Stück Identität
Dan Blomkvist, der leitende Fischereibeauftragte der Provinz Norrbotten, erklärt die von Europa unterstützten Bemühungen zum Schutz und zur Wiederbelebung dieser wichtigen Wasserwege. Wildlachse schlüpfen in den Flüssen, bevor sie in die Ostsee abwandern.
"Die Flüsse sind wichtig für den Lachs, weil sie sein Brutgebiet, seine Kinderstube und sein Laichgebiet sind", erklärt Dan Blomkvist. "Für die Menschen, die dort leben, geht es natürlich nicht nur um die Ressource und die Fische, die dort schwimmen - es ist ein Stück Identität."
In vielerlei Hinsicht hat der Lachs die Geschichte, die Traditionen und die alten Fischereimethoden dieses Landes geprägt. Doch in den 1980er-Jahren brachen die Lachsbestände zusammen und drohten, dieses lebendige Erbe auszulöschen. Dan Blomkvist: "Der Lachsbestand ist seit langem rückläufig. Das hat natürlich viele Ursachen, aber eine der Hauptursachen ist die Art und Weise, wie wir die Fischerei in der Ostseeregion betrieben haben. Vor 30 bis 40 Jahren standen einige Bestände am Rande des Aussterbens."
Hindernis Wasserkraftwerke
Die Krise hat die Aufmerksamkeit auf die Gesundheit der Flüsse gelenkt. Wasserkraftwerke sind ein großes Hindernis für die Fischwanderung. Die schwedischen Kraftwerke versuchen jedoch, diese Auswirkungen auszugleichen. Während der Wandersaison fangen Kraftwerksmitarbeiter erwachsene Lachse an den Dämmen ein und treiben sie durch Rohre zu Indoor-Farmen zum Laichen. Dort wachsen die Junglachse heran, bevor sie wieder in den Fluss entlassen werden. Das ist keine perfekte Lösung - die Zuchtfische können es nicht mit den Überlebensfähigkeiten ihrer wilden Verwandten aufnehmen. Aber es nimmt etwas Druck von den Wildbeständen.
Dan Blomkvist: "Natürlich haben diese Lachse nicht den gleichen biologischen Wert, aber sie sind da, um gefangen zu werden. Dadurch ist der Druck auf den Wildlachs geringer", so Dan Blomkvist."
Renaturierung der Flüsse
Die Flüsse in Norrbotten mögen unberührt aussehen, aber der Schein trügt.
Früher haben Holzfäller die Gewässer umgestaltet, Kurven begradigt und den Grund geebnet, um Holz zu transportieren. Aus lebendigen Lachslaichgebieten wurden leblose Holzautobahnen, die für den komplexen Lebenszyklus der Fische ungeeignet sind. Jetzt wird der Schaden rückgängig gemacht. Restaurationsteams bauen Steine ein, um die idealen Bedingungen - unterschiedliche Strömungen, Tiefen und Sauerstoffgehalte - wiederherzustellen, die die Lachse während ihres gesamten Lebens im Fluss benötigen.
Dan Ojanlatva leitet diese aufwendige Arbeit, die Teil des von der EU finanzierten TRIWA LIFE-Projekts ist:
"Wir sehen die Ergebnisse in einigen der Flusssysteme, die wir seit 2017 renaturiert haben. Die Zahl der Smolts, also der Junglachse, ist im Vergleich zu früher um mehrere hundert Prozent gestiegen. Die Renaturierung hat also einen großen Einfluss auf die Wildlachspopulation."
Ein weiterer Schlüssel zur Erholung der Lachse ist das Fischereimanagement. Lokale Flüsse sind bereits für die kommerzielle Fischerei gesperrt, und auch das Freizeitangeln kann bei Bedarf schnell eingeschränkt werden. Glenn Douglas beobachtet den Fluss Råneå.
In dieser Saison zeigte das Unterwassersonar einen gefährlich niedrigen Lachsbestand an. Trotz der Einbußen für den Tourismus traf die lokale Verwaltungsgesellschaft eine harte Entscheidung - ein totales Fangverbot.
Glenn Douglas, Vorstandsmitglied des Fischereiverbands für den Råneå-Fluss, ist besorgt über die wenigen Fische für diese Jahreszeit:
"Das ist die tragische Situation. Viele Jahre ging es uns gut, aber vergangenes und dieses Jahr kommen keine Fische mehr in den Fluss. Wir sehen keine Lachse. Keine Lachse - keine Menschen, die uns besuchen. Das zeigt, dass wir ein ganzheitliches, ausgewogenes Fischereimanagement für die gesamte Ostsee brauchen. Und was jetzt passiert, ist, dass die Krankheit in der Ostsee stromaufwärts wandert und in die Arterien gelangt, die in die Ostsee münden."
Die vielen Probleme der Ostsee wie Verschmutzung und Überfischung gefährden die Zukunft des Wildlachses. Die Renaturierung der Flüsse hilft, reicht aber nicht aus. Diese Unsicherheit wirkt sich auf die lokale Wirtschaft aus und bedroht Unternehmen wie Fischerhütten am Fluss Kalix.
Robin Landin, Miteigentümer der Fischerhütte: "Wir haben 2010 ein neues Restaurant gebaut, weil damals der Lachsaufstieg sehr gut war. Aber dieses und vergangenes Jahr war es nicht mehr so gut. Die Lachsfischer können ein Jahr im Voraus eine Lodge buchen und hier campen. Aber wenn die Lachsbestände zurückgehen, stornieren sie und gehen woanders hin, weil der Lachs so wichtig für sie ist."
Uralte Wanderwege treffen auf moderne Technik
An einem Wasserfall des Kalix-Flusses treffen uralte Wanderwege auf moderne Technik. Eine Fischtreppe erleichtert den Lachsen den Aufstieg, während eine Hightech-Kamera jeden vorbei schwimmenden Fisch registriert. Fischer werten die Bilder aus, um Art, Geschlecht und Größe jedes Fisches zu bestimmen - wichtige Daten für das Fischereimanagement in der Ostsee.
Die Lachsbestände haben in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt - von Rekordhöhen bis zu plötzlichen Einbrüchen. Doch selbst in den mageren Jahren sind die Bestände weitaus gesünder als in den Krisenzeiten der 1980er- und frühen 1990er-Jahre. Das ultimative Ziel ist eine Zukunft, in der der Wildlachs in den Flüssen der Provinz Norrbotten gedeiht, Generation für Generation.
Und die Zukunft?
"Es wird bessere und schlechtere Jahre geben, aber es wird auf einem Niveau sein, dass die Leute, die investieren wollen, die Tourismusunternehmen gründen wollen, das Gefühl haben, dass es sich lohnt", meint Dan Blomkvist. Es wird zur Lebensqualität beitragen, zu wissen, dass in diesem Fluss jedes Jahr diese großen silbernen Torpedos kommen, auch wenn ich selbst nicht am Angeln interessiert bin. Und natürlich, wenn man ein Lachsfischer ist - Du hast einige von ihnen getroffen - verrückte Leute - sie werden es lieben!"
In nur 50 Jahren haben die europäischen Flüsse 93 % ihrer Wanderfische verloren. Die Renaturierung unserer Flüsse kann dazu beitragen, die Lachse wieder heimisch zu machen.