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Krieg gehört zu den größten Klimasündern: Sollen EU-Armeen Emissionen offenlegen?

Ein französischer Leclerc-Kampfpanzer feuert bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Smardan im Osten Rumäniens am 25. Januar 2023.
Ein französischer Leclerc-Kampfpanzer feuert bei einer Übung auf einem Truppenübungsplatz in Smardan im Osten Rumäniens am 25. Januar 2023. Copyright  Copyright 2023 The Associated Press. All rights reserved.
Copyright Copyright 2023 The Associated Press. All rights reserved.
Von Liam Gilliver
Zuerst veröffentlicht am
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Streitkräfte sind für rund fünfeinhalb Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. In der EU tauchen sie in den Statistiken jedoch kaum auf.

Die EU riskiert, ihre Klimaziele zu verfehlen, wenn sie keine „glaubwürdige Führung“ zeigt und die Emissionen ihrer Streitkräfte nicht vollständig offenlegt.

Expertinnen und Experten warnen, dass die Umweltkosten von Kriegen nicht länger „vor aller Augen verborgen“ bleiben dürfen. Bei der COP30 nehmen die Verhandlungen über den Ausstieg aus fossilen Energien Fahrt auf.

Eine Studie aus dem Jahr 2022 von Scientists for Global Responsibility und dem Conflict and Environment Observatory schätzt, dass Streitkräfte rund 5,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. Bewaffnete Konflikte stoßen mehr CO₂ aus als die meisten Länder.

Trotzdem fallen sie in globalen Klimaabkommen meist nicht unter die verpflichtende Berichterstattung.

Treibt Krieg die Klimakrise an?

Im vergangenen Jahr führten 92 Staaten Krieg. Das ist fast die Hälfte der Welt. Kriege zerstören nicht nur die Lebensgrundlagen der Menschen in den Konfliktzonen. Sie richten auch der Umwelt schweren Schaden zu.

Emissionen entstehen durch treibstoffhungrige Jets und Panzer. Sie fallen aber auch bei Räumung und Wiederaufbau nach Kämpfen an.

Nach Angaben von The War On Climate hat der Krieg zwischen Israel und Gaza in nur 15 Monaten 32,2 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verursacht.

In drei Jahren hat Russlands Invasion der Ukraine ebenfalls gewaltige 230 Millionen CO₂-Äquivalente verursacht.

„Streitkräfte stoßen enorme Mengen an Treibhausgasen aus, zerstören Ökosysteme und hinterlassen giftige Abfälle, die Gemeinschaften über Generationen vergiften“, erklärt die Organisation. „Trotzdem gibt es keinerlei Rechenschaftspflicht.“

Europas Militäremissionen

Die EU meldet rund 82 Prozent ihrer Militäremissionen nicht. Bis 2027 dürfte sie ihre Verteidigungsausgaben um 100 Milliarden Euro erhöhen.

Deutschland hat etwa gerade angekündigt, seine Militärausgaben deutlich zu erhöhen. Fachleute erwarten dadurch zusätzliche Emissionen von zehn Millionen Tonnen Kohlenstoff.

Gleichzeitig hat das Land seinen jährlichen Etat zur Unterstützung von Entwicklungsländern beim Senken ihrer Treibhausgasemissionen um rund 1,5 Milliarden Euro gekürzt.

„Europa kann keine Vorreiterrolle beim Klima beanspruchen, solange seine Militäremissionen undurchsichtig bleiben“, sagt Dr. Soroush Abolfathi, Associate Professor an der Universität Warwick und Mitglied von The War on Climate.

„Weltweit verursachen die Streitkräfte schätzungsweise rund 5,5 Prozent der globalen Emissionen. Dennoch lässt die EU etwa 82 Prozent ihrer eigenen Militäremissionen unter den Tisch fallen.“

Dr. Abolfathi fordert, dass die EU diese Lücke schließt, da die Gespräche zum Ausstieg aus fossilen Energien auf der COP30 eine „kritische Phase“ erreichen, damit das Pariser Abkommen in Reichweite bleibt.

Ist ein emissionsfreies Militär möglich?

Viele EU-Staaten argumentieren, die Offenlegung ihrer Militäremissionen berge Sicherheitsrisiken. Zwei Länder haben sich dennoch zu Netto-Null im Militär bekannt: Österreich und Slowenien.

Dr. Abolfathi sagte Euronews Green, dieses Ziel sei „sehr ambitioniert“ und hänge von Definition und Umfang im jeweiligen Land ab.

„Meint ‚emissionsfreies Militär‘ die gesamten Streitkräfte oder nur einen Teil davon?“, fragt er.

„Selbst in Staaten mit einem Netto-Null-Ziel bleiben die größten Hürden wohl der hohe Kraftstoffverbrauch, vor allem bei Flugzeugen und Schiffen, die energieintensive Produktion von Gerät, Auslandseinsätze sowie Emissionen aus Beschaffung und Lieferketten. Vieles davon wird derzeit kaum erfasst oder gemeldet.“

Da die Meldung von Militäremissionen freiwillig ist und oft nicht nach Quellen aufgeschlüsselt wird, hält Dr. Abolfathi Netto-Null nur mit sehr starkem politischem, finanziellem und technischem Engagement für erreichbar. Nötig sei zudem eine „Transformation der Struktur von Logistik und Operationen im Verteidigungsbereich“.

„Gleichwohl können solche Ziele symbolisch stark wirken und zu detaillierterer Erfassung und mehr Transparenz führen. Das wäre ein Schritt nach vorn“, ergänzt er.

Welche EU-Staaten haben die größten Militäremissionen?

Schätzungen des Conflict and Environment Observatory zufolge hat Frankreich einen der größten militärischen CO₂-Fußabdrücke in der EU, während Deutschland ebenfalls erhebliche Militäremissionen aufweist.

Auch Italien, Spanien und die Niederlande tauchen in Analysen zu Militäremissionen auf. Ihre gemeldeten Daten sind jedoch spärlicher.

Eine Studie schätzt, dass alle 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen einen militärischen Fußabdruck von 24,8 Mio. t CO₂-Äquivalent haben.

„Länder mit großen Verteidigungsetats, viel verbrauchsintensivem Gerät, etwa Flugzeugen oder Kriegsschiffen, und einer starken Rüstungsindustrie gehören am ehesten zu den größten Emittenten. Wegen der Lücken in der Berichterstattung ist die genaue Rangfolge aber nur bedingt belastbar“, erläutert Dr. Abolfathi.

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