Kroatien kämpft um seine Akademiker

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Von Euronews
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Tausende junge Kroaten verlassen jedes Jahr ihr Land, weil sie hoffen im Ausland eine bessere Zukunft zu finden. Viele sind gut ausgebildete Akademiker, die in ihrer Heimat keine berufliche Perspektive sehen. Physikstudent Matija Zesko ist einer von ihnen. In wenigen Wochen wird er seine Doktorarbeit verteidigen und anschließend Kroatien den Rücken kehren, um an einer deutschen Universität zu forschen.

“Ich verlasse Kroatien, weil ich an einem Projekt arbeiten möchte, das hier nicht angeboten wird”, sagt Zesko. “Es geht um Antimaterie und ihre Eigenschaften, und da in Kroatien niemand in diesem Bereich arbeitet, muss ich wo anders meinen Platz finden.”

Damit ist er nicht der Einzige: Schätzungen zufolge verlassen jedes Jahr bis zu 10 000 junge Kroaten ihre Heimat. Die kroatische Regierung sieht die Abwanderung gut ausgebildeter Menschen mit Sorge. Und sie hat bereits mit Maßnahmen reagiert, die den “Brain Drain” aufhalten und die Studenten nach ihrer Ausbildung wieder zurück in die Heimat locken sollen.

Dazu zählt das Mobilitätsprogramm “Newfelpro”, eine Kooperation Kroatiens mit der Europäischen Union, das jungen Forschern in Kroatien mehr Perspektiven eröffnen soll. Sieben Millionen Euro kostet das Projekt, das pünktlich zum EU-Beitritt des Landes startet und von vielen Studierenden positiv aufgenommen wurde.

Nikola Bregović, Forscher an der Fakultät Chemie der Universität Zagreb, sagt: “Diese Initiative der Regierung ist sinnvoll. Es ist toll für junge Forscher, für Studenten oder Wissenschaftler, ins Ausland zu gehen und neues Wissen nach Kroatien zurückzubringen. Gleichzeitig werden Doktoranten und Postdoktoranten aus anderen Ländern nach Kroatien geholt. “

Auch wenn das EU-geförderte Projekt ein Schritt in die richtige Richtung ist – vielen Kritikern ist es zu wenig: Auch Geographieprofessor Marijan Herak, der seit 30 Jahren an der Universität Zagreb lehrt, fordert mehr Initiativen: “Wenn wir die Abwanderung ausgebildeter junger Kroaten aufhalten wollen, müssen wir den Austausch fördern. Wir müssen erreichen, dass Menschen zwischen Ländern und Institutionen mobil sind – und ich spreche jetzt von Wissenschaftlern. Sie müssen einen Anreiz haben, in ihre Heimat zurückzukehren, und das geht nur, wenn wir mehr in Forschung und Entwicklung investieren.”

Matija Zesko und Nikola Bregovic arbeiten hart und diszipliniert, um ihre Ziele zu erreichen. Und beide haben konkrete Träume: “Die Wissenschaft soll der Menschheit Nutzen bringen”, wünscht sich Matija Zesko. Und Nikola Bregovic sagt: “Mein Karriere-Ziel ist es, auf Wissen zu stoßen, das noch niemand anders in der Welt hat. Neue Entdeckungen – das ist es, was mich voran treibt.”

Ob die beiden Forscher ihre Zukunft letztendlich in ihrer Heimat finden werden, steht in den Sternen. Zunächst führt sie das Leben in komplett unterschiedliche Richtungen.

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