Hoffmanns Erzählungen als "Theater im Theater"

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Die Opéra Bastille in Paris zeigt Robert Carsens Version von Offenbachs Klassiker.

Jetzt verstehe ich diese Figur besser, diesen verzeifelten Mann, der so sehnlich leben und die wahre Liebe finden möchte. Und der sich am Ende für die Kunst entscheidet.

Ramón Vargas Tenor, "Hoffmann"

“Hoffmanns Erzählungen” von Jacques Offenbach ist ein Meisterwerk unter den spätromantischen Opern und eine der beliebtesten französischen Opern der Welt. Offenbachs Schwanengesang, den er nur knapp vor seinem Tod zu Ende brachte, erzählt von drei Liebesgeschichten, vom Hin- und Hergerissensein zwischen Liebe und Kunst, und von der Suche nach dem weiblichen Ideal. Offenbach verbindet hier Drama mit komischer Oper.

Derzeit zeigt die Pariser Opéra Bastille Offenbachs fantastische Oper, in der sich Surreales mit Tragikomik mischt. Der Schriftsteller (angelehnt an E.T.A. Hoffmann) erzählt von seinen drei großen unglücklichen Lieben: der Puppe Olympia, der Sängerin Antonia und der Kurtisane Giulietta. Regisseur Robert Carsen inszeniert die vielschichtige Handlung als Theater im Theater.

Ramón Vargas verkörpert Hoffmann: “Es ist eine schwierige Rolle, denn es ist eine sehr fantastische Geschichte, eine sehr verrückte! Was Robert da gemacht hat, ist genial! Er versetzt die ganze Geschichte in ein Theaterstück, alles wird zum Schauspiel – nur Hoffmann bekommt das nicht mit und denkt, es sei das echte Leben. Und so vermischt er Fantasie und Wirklichkeit.”

Ermonela Jaho spielt Antonia, eine von Hoffmanns Angebeteten: “Die Rolle der Antonia passt gut auf mich, auch als Persönlichkeit, mit all ihrer Leidenschaft… Sie ist Künstlerin und hat eine mysteriöse Krankheit von ihrer Mutter geerbt: Wenn sie nicht aufhört zu singen, muss sie sterben. Aber sie ist bereit, alles aufzugeben, nur um zu singen! Diese Persönlichkeit passt so gut zu meiner eigenen – es ist wie ein maßgeschneidertes Kleid!”

Insbesondere die Szene, in der Antonias Mutter sie aus dem Jenseits zu sich ruft, lässt bei Jaho persönliche Saiten anklingen: “Meine Mutter hat mich nie live singen gesehen. Und wenn das Terzett beginnt, dann vergesse ich, dass ich bloß Antonia bin, die Figur, ich vergesse, dass ich Sängerin bin, und werde wieder zum kleinen Mädchen… Musik hat diese gewaltige Kraft: Sie kann losgehen und den schwächsten Punkt in deinem Herzen treffen.”


Ramón Vargas hat sich inzwischen in seiner Rolle eingelebt: “Jetzt verstehe ich diese Figur besser, ich empfinde Sympathie für diesen verzeifelten Mann, diesen Mann, der so sehnlich leben möchte und die wahre Liebe finden will. Und der sich am Ende dafür entscheidet, seinem Talent zu folgen, der Poesie und Kunst statt der Liebe.”

“Hoffmanns Erzählungen” ist zu sehen in der Opéra Bastille in Paris am 12.,15., 18., 21., 24. und 27. November.

Mehr zu Ramón Vargas und Ermonela Jaho

Ursprünglich war Jonas Kaufmann für die Titelrolle vorgesehen, er musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.

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