Rossinis "Il turco" an der Scala: Treulose Frauen und Kulturen, die aufeinanderprallen

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Von Andrea BolithoSabine Sans
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Eine seltene Rossini-Perle ist an den Ort ihrer Uraufführung zurückgekehrt.

Eine seltene Rossini-Perle ist an die Mailänder Scala zurückgekehrt: "Il turco in Italia", eine Tragikomödie über Liebe, Lust und Verwechslungen. Am 14. August 1814 feierte diese Opera Buffa ihre Uraufführung an dem weltberühmten Haus. Damals waren die Mailänder unbeeindruckt. Der Komponist habe sich offenbar aus "L'italiana in Algeri" selbst plagiiert, ein Verbrechen, das "eines kleinen Provinztheaters" würdig sei, aber nicht des großen Mailänder Hauses, bemerkte Stendhal.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand "Il turco in Italia" von den Spielplänen, bis sie 1950 mit Maria Callas als Fiorilla in Rom wieder aufgeführt wurde.

Frauen, die Männern ein Rätsel bleiben

Jetzt feierte die Neuinszenierung von Roberto Andò an der Scala Premiere: Sie zeigt treulose Frauen, flirtende Männer und Kulturen, die aufeinanderprallen. Operalia-Preisträgerin Rosa Feola verzaubert in der Rolle der Donna Fiorilla, die ihre Männer über hat:

"In der ersten Arie von Fiorilla geht es darum, was sie über die Liebe denkt - dass es langweilig ist, nur eine Sache zu lieben. Man sollte alles um einen herum lieben: Blumen, Schmetterlinge und natürlich zuallererst sich selbst", meint die italienische Sopranistin.

Der Türke - Selim - verkörpert von Alex Esposito, fällt ihr sofort ins Auge: "Es ist wie bei "Die Schöne und das Biest", am Anfang ist er böse - das Biest - aber am Ende zeigt er Herz, er liebt seine Frau", so der italienische Bass-Bariton.

Das Leiden der Rossini-Figuren

Der Film- und Bühnenregisseur Roberto Andò wollte eine Stimmung schaffen, die das Leiden von Rossinis Figuren widerspiegelt: "Das ist eine ganz besondere Oper, einerseits komisch, andererseits ernst. Es ist also sehr wichtig, auch die Melancholie dieser Oper herauszuarbeiten."

Der Maskenball im zweiten Akt gerät zum Verwirrspiel, aber für den Regisseur ist es weniger possenhaft als berührend: "Rossini konzentriert sich auf Geronio, den Ehemann: er ist völlig verloren. Es ist die Szene eines Mannes, der seine Frau nicht versteht, sie bleibt ihm ein Rätsel."

Von ihren Männern verlassen, ist Fiorilla in ihrer Abschlussarie von Gewissensbissen geplagt - untermalt durch brillante Koloraturen: "Da geht es nicht nur darum, zu zeigen, welche Höhen ich singen kann", meint Rosa Feola. "Es ist eine Art, die Traurigkeit und den dramatischen Moment auszudrücken und der dunkle Schleier ist ein Symbol dafür."

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wurden die Aufführungen an der Mailänder Scala wegen des Coronavirus-Ausbruchs ausgesetzt.

Journalist • Andrea Bolitho

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