Bittersüßes Verwirrspiel in Salzburg: Mozarts "Così fan tutte"

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Von Andrea BolithoSabine Sans
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Joana Mallwitz ist die erste Frau in der Geschichte der Salzburger Festspiele, die eine szenische Opernpremiere dirigiert.

Die Salzburger Festspiele wurden in einer Zeit größter Not als mutiges Projekt gegen die Krise gegründet, heißt es auf der Internetseite der Festspiele. Max Reinhardt sei davon überzeugt gewesen, dass nur die Kunst die vom Krieg gegeneinander gehetzten Menschen wieder versöhnen könnte. Dieser Gründungsgedanke – Kunst nicht als Dekoration, sondern als Lebensmittel und Lebenssinn - erscheint in dieser modifizierten und verkürzten Jubiläumsausgabe aktueller denn je.

"Wo der Wille nur erwacht, dort ist schon fast etwas erreicht"

Die Salzburger Festspiele feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausgabe - die fast nicht stattgefunden hätte.

Mit einem reduzierten Programm setzte sich die Festival-Präsidentin gegen alle Widerstände durch:

"Es ist so wichtig, den Wert von Kultur und Kunst zu zeigen, weil sie Nahrung für die Seele sind. Das war die Überzeugung unserer Gründerväter, deshalb meinen wir, dass das Festival stattfinden muss", so Helga Rabl-Stadler.

Regisseur Christof Loy und Dirigentin Joana Mallwitz strichen Mozarts Oper „Così fan tutte“ (So machen es alle Frauen) mit viel Fingerspitzengefühl zu einer pandemietauglichen Neuinszenierung von zweieinhalb Stunden ohne Pause zusammen:

"Jede Note, die man Mozart wegnimmt, tut einem im Herzen weh. Aber ab einem bestimmten Punkt dachten wir nicht mehr darüber nach, was wir weglassen müssen, sondern wie wir so viel wie möglich von Mozarts Denken erhalten können", erzählt Joana Mallwitz. Sie ist die erste Frau, die in Salzburg eine Opernpremiere dirigiert.

Bittersüße Liebesgeschichte

"Cosí fan tutte" ist ein bittersüßes Verwirrspiel um Liebe, Betrug und Verstellungen. Zwei Männer wetten mit Don Alfonso, dass ihre Geliebten ihnen unter allen Umständen treu sind.

"'Così fan tutte' geht von etwas sehr verspieltem - giocoso, scherzando - frechem bis hin zu einigen fast romantischen Stücken und Farben. Es ist ein Spiel, aber dann kommen Gefühle ins Spiel - und zwischen diesen beiden Polen geht es ständig hin und her, manchmal sehr schnell. In einem Takt ändert sich alles", erklärt Joana Mallwitz.

Unheilvolle Treueprobe

Don Alfonso will den jungen Männern beweisen, dass alle Frauen - auch ihre Verlobten - nicht treu sein können. Er sieht das Unheil kommen.

"Natürlich kann er zynisch und boshaft sein", meint die Dirigentin. "Er ist derjenige, der wahrscheinlich von Anfang an weiß, dass man in einer Beziehung bei seinem Partner und sich selbst all die unterschiedlichen Gefühle, die in jeden Menschen stecken, akzeptieren und lieben muss. Diese Musik kehrt die tiefsten, innigsten Regungen und Gefühle nach außen. Alles strahlt. Die Musik hat etwas Magisches, das vielleicht nur Mozart beherrschte."

Journalist • Andrea Bolitho

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