Regie-Legende Jean-Luc Godard (91) nahm Sterbehilfe in Anspruch

 Jean-Luc Godard 2010
Jean-Luc Godard 2010 Copyright MIGUEL MEDINA/MIG2
Von Euronews
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Der französisch-schweizerische Filmemacher nahm die in der Schweiz mögliche Sterbehilfe in Anspruch, wie ein Sprecher seiner Familie gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte.

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Der schweizerisch-französische Filmemacher Jean-Luc Godard, der am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstarb, hat die in der Schweiz mögliche Sterbehilfe in Anspruch genommen, die sorgannnte Freitodbegleitung, wie der Berater seiner Familie gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte.

"Herr Godard hat in der Schweiz die legale Hilfe eines freiwilligen Ausscheidens infolge 'vielfacher invalidisierender Pathologien' gemäß den Bedingungen des medizinischen Berichts in Anspruch genommen", erklärte Patrick Jeanneret und bestätigte damit einen Bericht der französische Zeitung Libération.

Diese hatte am Dienstag unter Berufung auf die Familie als erste den Tod des berühmten Regisseurs im schweizerischen Rolle gemeldet.

Seine Frau Anne-Marie Miéville und seine Produzenten bestätigten seinen Tod am späten Vormittag und erklärten, dass er "friedlich in seinem Haus im Kreise seiner Angehörigen" in Rolle am Genfer See verstorben sei. 

"Er war nicht krank, sondern nur erschöpft", sagte ein Verwandter der Familie gegenüber Libération. "Er hatte den Entschluss gefasst, sein Leben zu beenden. Es war seine Entscheidung und es war wichtig für ihn, dass es bekannt wurde." 

Godard galt als einer der Väter der sogenannten Nouvelle Vague, die in den 60er Jahren das Kino revolutionierte.

Der französisch-schweizerische Filmemacher hinterlässt ein vielgestaltiges Werk, darunter Meisterstücke wie "Außer Atem" (1960, mit Jean-Paul Belmondo) und "Die Verachtung" (1963, mit Brigitte Bardot) 2010 erhielt er den Ehrenoscar für sein Lebenswerk.

Jean-Luc Godard entstammt einer großbürgerlichen französisch-schweizerischen Familie. Sein Vater war Arzt und Besitzer einer Schweizer Privatklinik, seine Mutter kam aus einer angesehenen Schweizer Bankiersfamilie. Er ist ein Cousin des peruanischen Ex-Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski.

Die Großeltern kollaborierten während der deutschen Besatzung mit dem Vichy-Regime.Godard, der ursprünglich nur die französische Staatsbürgerschaft besaß, wurde 1953 Bürger von Gland im Kanton Waadt. Etwa seit 1980 lebt er in der Kleinstadt Rolle am Nordufer des Genfersees.

Gemeinsam mit François Truffaut, Jacques Rivette und Éric Rohmer

Godard zog nach der Scheidung seiner Eltern 1948 nach Paris, wo er das Lycée Buffon und besuchte und ein Jahr später an der Sorbonne ein Studium der Ethnologie begann  

In seiner Studienzeit kam er mit einem Pariser Filmclub in Kontakt und fand Zugang zu einer Gruppe, der auch François Truffaut, Jacques Rivette und Éric Rohmer angehörten. Als André Bazin 1951 das kritische Magazin "Cahiers du cinéma" begründete, gehörte Godard neben Rivette und Rohmer zu dessen ersten Autoren.

Godard war von 1961 bis 1965 mit Anna Karina (1940–2019) und von 1967 bis 1979 mit Anne Wiazemsky (1947–2017) verheiratet. Beide Frauen spielten in mehreren seiner Filme mit.

Nouvelle Vague - eine ganz besondere Welle

Mit dem 1960 erschienenen Spielfilm "Außer Atem" ("À bout de souffle") etablierte sich Godard als Regisseur. Auch seinem Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo verhalf der Film zum Durchbruch. Während der Dreharbeiten, die vier Wochen dauerten, ging Godard häufig intuitiv vor und nahm sich auch tagelange Pausen. Der ganze Film ist mit einer Handkamera gedreht. Zudem wurde nur minimal beleuchtet,  Kameramann Raoul Coutard verwendete Stilmittel, die für jene Zeit unkonventionell waren, etwa Jump Cuts, Achsensprünge und Achsenverschiebungen. 

Godard wird von Kritikern zu den einflussreichsten - und streitbarsten Regisseuren der Filmgeschichte gerechnet. 1968 provozierte er im Zuge der Studentrevolte in Paris gemeinsam mit Regie-Kollegen wie Claude Chabrol die Unterbrechung der Filmfestspiele von Cannes.

Godard war bis zum Schluß filmisch tätig. Seine avantgardistischen Werke hatten es in der zunehmend von kommerziellen Multiplex-Kinos geprägten Kinolandschaft jedoch schwer, in ein Programm aufgenommen zu werden. Auf Filmfestivals waren aber regelmäßig neue Arbeiten von ihm zu sehen.

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