Sie schaute Polizeiserien und mochte kein Monopoly: Die Königin und die Kultur

Die Queen trifft Schauspielerin Sally Barnes bei einem Besuch der BBC im Jahr 1953.
Die Queen trifft Schauspielerin Sally Barnes bei einem Besuch der BBC im Jahr 1953. Copyright ASSOCIATED PRESS/AP1953
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Von euronews
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Während ihrer langen Amtszeit hat sich die Queen stets zurückgehalten. Wo sie politisch stand wird Spekulation bleiben. Zu ihren Favoriten aus Film, TV, Malerei und Musik aber hat sich sich einige wenige Male geäußert.

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In den mehr als 96 Jahren ihres Lebens hat die Queen die wichtigsten künstlerischen Veränderungen, gar Revolutionen eines ganzen Jahrhunderts erlebt. 

Als Elizabeth II. 1926 geboren wurde, war der Schwarz-Weiß-Stummfilm die Norm, Jazz galt als neues Genre und modernistische Literatur als letzter Schrei. In den folgenden Jahrzehnten erlebte sie das Aufkommen des Fernsehens, die Revolution der Popmusik der 60er Jahre und die wachsende Anerkennung einer weitaus größeren Vielfalt im Kulturbetrieb. 

Welche Künstlerinnen und Künstler gefielen der Queen besonders?

Musik

Als am 8. September der Tod von Elizabeth II. bekannt gegeben wurde, war der Song B.O.T.A. (Baddest of them all) von Eliza Rose und Interplanetary Criminal die Nummer eins der britischen Charts.

Doch während die britische Musikszene in den letzten zehn Jahren ihres Lebens von House- und Grime-Songs dominiert wurde, war der Geschmack der Queen - vielleicht wenig überraschend - etwas mehr 'Old School'.

Im Jahr 2016 verriet sie ihre Lieblingssongs. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Lieder aus Musicals, Hymnen und einige klassische Schlager. Hier einige ihrer Top-Ten: 

  • Die Musicalnummern "Oklahoma!" von Howard Keel und "Anything You Can Do (Annie Get Your Gun)" von Dolores Gray und Bill Johnson
  • Die Hymnen 'Praise, My Soul, The King Of Heaven' und 'The Lord is My Shepherd'
  • Klassiker der 30er und 40er Jahre "Cheek to Cheek" von Fred Astaire, "The White Cliffs Of Dover" von Vera Lynn und "Leaning on a Lamp-post" von George Formby

In einer Ansprache an ihr Volk zu Beginn der Pandemie bezog sich Elizabeth II. auf "We'll Meet Again", ebenfalls von Vera Lynn. 

Die größte Überraschung auf der Liste ist jedoch ein Eintrag von Take That-Frontmann Gary Barlow. Die Königin erwähnte ausdrücklich, dass sie "Sing" von Barlow mochte, als er es mit der Commonwealth Band bei ihren Jubiläumsfeierlichkeiten 2012 spielte. Außerdem soll sie eine Schwäche für "Dancing Queen" von ABBA gehabt haben. 

Kunst

Im Laufe ihrer Lebens wurde die Queen selbst mehrfach porträtiert, etwa durch Pietro Annigoni 1954 und später von Lucian Freud. In ihrem 96 Jahre langen Leben war sie der Gegenstand unzähliger Fotografien Malereien und anderer Projekte. Allerdings hatte die Queen ein Faible für Kunst deren Zentrum nicht zwingend sie selbst war. Zu ihren Favoriten gehörte etwa "Der Schiffbauer und seine Frau" von 1633, ein Meisterwerk Rembrandts aus ihrer eigenen Sammlung. 

In seinem Bild "Queen" lässt der zeitgenössische Künstler David Hockney - zu der Zeit noch Student - die Initialien der Queen (ECR) und die seines damaligen Lieblingssänger Cliff Richards verschmelzen. Hockney erhielt als einer von wenigen Menschen den Order of Merit für besondere Verdienste um die Kunst und gestaltete 2018 das "Fenster der Queen" in der Westminster Abbey.

Victoria Jones/AP
David Hockney vor dem "Queen's Window" in Westminster Abbey, Sept. 2018Victoria Jones/AP

Film und Fernsehen

Ein hartnäckiges Gerücht besagt, die Queen sei großer Fan des Sience-Fiction-Film-Klassikers "Flash Gordon" aus den 80er Jahren gewesen. Sie soll diesen Film des öfteren zum Weihnachtsfest auf Sandringham gesehen haben, zusammen mit ihren Enkelkindern. Schauspieler Brian Blessed, selbst einer der Darsteller im Film, sagte in einem Interview im Jahr 2020, die Queen habe ihn bei einem Zusammentreffen gebeten, einige seiner Zeilen aus dem Film zu wiederholen. 

In einer Fernsehsendung ließ sich einer ihrer Angestellen zu einer Bemerkung über den Serien-Geschmack hinreißen. Gern habe sie die Polizei-Soap-Opera "The Bill" verfolgt, bis zu ihrer Einstellung im Jahr 2010. Sie habe außerdem gern folgende Serien den Klassiker "Doctor Who" sowie "Downton Abbey" gesehen - letztere handelt vom Leben einer englischen Adelsfamilie und hat ganze 6 Staffeln.

Die Queen soll auch einen Netflix-Account gehabt haben und dort die Serie "The Crown" über sie selbst und ihre Familie verfolgt haben. Eine Verfilmung nach an der Realität? Ein königlicher Kommentar dazu ist nicht überliefert. 

Was mochte die Queen nicht?

Als Monarchin hat die Königin nicht oft verraten, wovon sie weniger angetan war. Doch einige wenige Details drangen an die Öffentlichkeit. 

Obwohl nur wenige Bands so tief in der britischen Psyche verwurzelt sind wie die Beatles, war Elizabeth II. offenbar nicht der größte Fan von John Lennon. Obwohl alle Mitglieder der Fab Four 1965 von der Queen mit dem Order of the British Empire (MBE) ausgezeichnet wurden, ist Lennon der Einzige, der die Auszeichnung zurückgab.

AP/AP1965
Oktober 1965. Die Beatles zeigen ihre Medaillen "Member of the Order of the British Empire" in die Kamera, die ihnen die britischen Königin zuvor überreichte.AP/AP1965

Zu dieser Zeit war es ein Novum, Künstler:innen MBEs zu verleihen, und einige frühere Empfänger gaben ihre Auszeichnungen aus Protest zurück. Lennon erklärte den Zug wie folgt:

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"Andere haben sie bekommen, weil sie Menschen umgebracht haben. Wir haben sie für unsere Unterhaltung bekommen. Ich würde sagen, wir verdienen unseren mehr."

Nach Angaben des Hofberichterstatters Talbot Church sei die Königin "begeistert und erleichtert" gewesen über die Entscheidung des "vulgären" Beatle. 

Die Queen soll kein Fan des Brettspiels Monopoly gewesen sein. Im königlichen Haushalt sei es gar verboten worden, so heißt es. Wer am eigenen Leibe erlebt hat, wie das Spiel familiäre Spannungen am Weihnachtsabend auf die Spitze treibt, wird das bestens nachvollziehen können.

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