„Die Stimme eines Künstlers zu stehlen ist Diebstahl.“ Johnny Cashs Nachlass verklagt Coca-Cola: Ein illegal engagierter Tribute-Act sollte den verstorbenen Country-Star für einen Spot imitieren.
Die Nachlassverwalter von Johnny Cash haben eine Klage gegen Coca-Cola eingereicht. Es geht um einen Werbespot. Coca-Cola soll dafür einen Tribute-Sänger engagiert haben, der die Stimme der Country-Ikone nachahmt.
Der Spot läuft seit August. Die Klage wurde diese Woche in Nashville eingereicht. Darin wird dem Unternehmen vorgeworfen, Johnny Cashs Stimme für eine landesweite Werbekampagne zu kapern und sich damit zu bereichern, ohne Erlaubnis und ohne Entschädigung.
Die Klage stützt sich auf den ELVIS Act des Bundesstaates Tennessee, der im vergangenen Juli in Kraft trat. Das Gesetz schützt die Stimme einer Person vor nicht einvernehmlicher Ausbeutung.
„Die Stimme eines Künstlers zu stehlen ist Diebstahl. Es ist der Diebstahl seiner Integrität, Identität und Menschlichkeit“, schrieb Tim Warnock von Loeb & Loeb, Anwalt der Nachlassverwalter. „Der Trust erhebt diese Klage, um die Stimme von Johnny Cash zu schützen und um ein Zeichen zu setzen, das die Stimmen aller Künstler schützt, deren Musik unser Leben bereichert.“
Der Spot läuft während College-Football-Übertragungen und wird von dem professionellen Cash-Imitator Shawn Barker gesungen.
Hier können Sie den Spot sehen:
Die Klage verweist auf ein Urteil von 1988: Midler v. Ford Motor Co. Damals gewann Sängerin und Schauspielerin Bette Midler einen Rechtsstreit gegen den Autobauer, nachdem dieser ohne ihre Zustimmung einen Stimm-Doppelgänger in einem Werbespot eingesetzt hatte.
Die Nachlassverwalter verlangen eine gerichtliche Anordnung, die Coca-Cola den Einsatz des Spots untersagt, sowie nicht bezifferte Geldentschädigung.
Coca-Cola hat sich dazu bisher nicht geäußert.
Ein Vertreter von Shawn Barker sagte dem Magazin Billboard, sein Team sei „begeistert gewesen, als man uns bat, dass Shawn die Gesangsspuren für diesen Spot übernimmt“.
Sein Manager Joey Waterman ergänzte: „Shawn Barker tritt seit über zwei Jahrzehnten mit seiner Cash-Hommage The Man in Black: A Tribute to Johnny Cash auf. Er tourt rund um die Welt und teilt seine Liebe zu Johnny Cashs Musik und Geschichten mit alten wie neuen Fans.“
Die Auseinandersetzung mit Coca-Cola erinnert auch an den Fall, in dem Tom Waits Doritos Chips verklagte, weil das Unternehmen in mehreren Spots einen Stimm-Doppelgänger nutzte.
Die für den Spot zuständige Agentur Tracy-Locke engagierte damals den Musiker Stephen Carter, der im typischen rauen Stil von Waits sang.
Der Künstler, bekannt für seine Abneigung gegen Markenkooperationen, verklagte Frito-Lay und Tracy-Locke wegen der unrechtmäßigen Nutzung seiner Stimme und wegen irreführender Werbung. 1990 sprach ihm die Jury rund zweieinhalb Millionen Dollar an Strafschadensersatz zu.