Europa: Es kann doch nicht alles schlecht sein

Europa: Es kann doch nicht alles schlecht sein
Von Euronews
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Jacqueline aus den Niederlanden fragt:

“An all den Problemthemen, die zur Zeit aktuell sind – sei es der Euro, sei es Zuwanderung – scheinen immer die EU oder der europäische Integrationsprozess schuld zu sein. Das finde ich schade. Warum ist denn niemand wirklich in der Lage, die Errungenschaften Europas einmal auf positive Weise nach außen zu tragen.”

Dr. Grégory Vanel, Wirtschaftsprofessor in Lyon:

“Es stimmt, dass die Institutionen der EU sich damit schwertun, die Erfolge der Union nach außen zu tragen, und da geht es ja um mehr als die friedliche Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland. Ich denke zum Beispiel an Airbus, ich denke an die Unabhängigkeit bei der Nahrungsmittelversorgung, das Erasmusprogramm mit der Zusammenarbeit von Universitäten.

Das ganze ist aber kein neues Problem, und meiner Ansicht nach hängt es mit mehreren Dingen zusammen, die sehr schwer zu lösen sind. Zunächst einmal ist der Aufbau der EU sehr komplex. Für Laien ist es schwer, sich zwischen europäischem Parlament, der Kommission, dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Rat zurechtzufinden.

Dann gibt es ein Demokratiedefizit, das seit dem Scheitern einer Europäischen Verfassung im Jahr 2005 noch gewachsen ist. Das wirft zahlreiche Probleme auf, besonders in Ländern wir Frankreich oder Ungarn, wo es sehr starke europakritische Bewegungen gibt.

Außerdem haben viele Mitgliedsstaaten Schwierigkeiten damit, Souveränität an die EU abzutreten, besonders was Haushaltsfragen angeht. Das Budget der EU ist sehr gering, es liegt bei etwa einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das ist sehr wenig im Vergleich etwa mit den USA. Zudem kommt es häufig vor, dass nationale Regierungen ihre hausgemachten Probleme gerne auf die EU schieben.

Vor allem aber denke ich, kämpft die EU um ihre Form. Seit 40 Jahren zögert sie, sich zwischen einem Staatenbund auf der einen und einem föderalen Bundesstaat auf der anderen Seite zu entscheiden. Das führt zu Problemen, wenn es darum geht, wie Entscheidungen zu treffen und umzusetzen sind.

Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Gründer der EU einen guten Job gemacht haben, indem sie alles dafür vorbereitet haben, dass die Probleme der EU systematisch durch die Bildung einer stärkeren EU angegangen und überkommen werden sollen.

Ich bin aber nicht sicher, ob eine positive Berichterstattung einen so großen Effekt haben würde, es ist schwer, damit durchzukommen. Dabei zeigt ja die aktuelle Schuldenkrise: Was wir brauchen ist eine stärkere EU.

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