State of the Union: Welche Zukunft hat die Kultur unter Covid?

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Von Stefan Grobe
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Die EU steht vor zahlreichen außenpolitischen und internen Herausforderungen, gleichzeitig wird die Pandemie wieder besorgniserregend. Besonders betroffen ist der Kultursektor. Dazu ein Gespräch mit dem stellvertretenden Direktor der UNESCO

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Auf dem EU-Gipfel wurde viel von Europas Rolle in der Welt geredet.

Kann Europa mit einer wachsenden Zahl von außenpolitischen Herausforderungen umgehen?

Da sind Konflikte vor unserer Haustür in Belarus und im Süd-Kaukasus, da sind die anhaltenden Spannungen mit der Türkei, China und Russland.

Dann waren da die internen Herausforderungen: der langjährige Streit mit Ungarn über die Rechtsstaatlichkeit und das sich verschärfende Brexit-Chaos.

Bei alldem wird die Coronavirus-Lage immer besorgniserregender.

Einer der am stärksten betroffenen Sektoren ist und bleibt die Kultur.

Dazu das folgende Interviw mit Ernesto Ottone Ramirez, UNESCO-Vizedirektor, zuständig für die Kultur.

Euronews: Die Folgen der Pandemie auf den Kultursektor werden rund um den Globus gespürt. Events werden abgesagt, Theater und Konzertsäle wurden geschlossen und Künstler kämpfen ums Überleben. Was beunruhigt Sie am meisten?

Ramirez: Also, wir haben zum ersten Mal eine globale Krise im kulturellen Ökosystem. Die schwierigste Situation ist dabei die der Kulturschaffenden. Etwa ein Drittel von ihnen weltweit hat zum Leben nicht genug Geld. Und es ist schwer vorstellbar, wie die Lage in vier, sechs oder acht Monaten aussehen soll.

Euronews: Da sind die Auswirkungen auf die Künstler, aber auch auf die, die Kultur konsumieren und sich daran erfreuen. Da der Zugang zu Kultur so erschwert ist, findet vieles nun online statt. Ist das gut oder schlecht?

Ramirez: Nicht alles ist schwarz oder weiß. Es stimmt schon, dass ein großer Teil der Welt kulturelle Ereignisse online verfolgen konnte. Das Problem aber ist, dass etwa die Hälfte der Menschheit keinen Internet-Zugang hat. Wir versuchen daher in vielen Regionen, das Fernsehen und Radio zu mobilisieren, um das Publikum weiter mit Kultur zu versorgen.

Euronews: Viele Kulturministerien haben sich an die UNESCO um Ratschlag gewandt, wie sie mit der Krise umgehen sollen. Was raten sie ihnen?

Ramirez: Wir geben alle guten Erfahrungen und Maßnahmen aus allen Ländern weiter und erkennen, dass es eine Menge gibt zu teilen, beizutragen und zu debattieren, denn es gibt große Erfahrungswerte nicht nur auf nationalen Ebenen, sondern auf auf lokalen, in den Städten.

Euronews: Sie sind selbst ein früherer Kulturminister aus Chile mit einer Karriere im Kulturmanagement. Lassen Sie mich fragen, könnte diese Krise, wenn sie einmal zu Ende sein wird, eine Quelle der Inspiration sein?

Ramirez: Ich denke ja, und das ist sehr wichtig. Und sie könnte eine Wendepunkt in der internationalen Kulturpolitik einleiten. Insgesamt müssen wir uns besser auf ähnliche Situationen vorbereiten und mehr Widerstand entwicklen. Schließlich sollten wir die Hoffnung haben, dass wir es besser machen können.

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