Brüssel setzt für Energieversorgung auf die Wärme aus der Tiefe

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Von Aurora Velez
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Die Nachfrage nach geothermischen Anlagen ist seit der Energiekrise 2022 enorm gestiegen. Das EU-Projekt BruGeo will die Nutzung von Erdwärme fördern.

Die Region Brüssel setzt für ihre Energieversorgung auf die Wärme aus der Tiefe der Erde. Geothermische Energie ist im Prinzip eine unerschöpfliche und saubere Energiequelle. Das europäische Projekt BruGeo bringt Unternehmen und Wissenschaftler zusammen, um die Erdwärme zu fördern. Sie untersuchen die Erde, ihre Schichten, ihre Bewegungen und kartieren den Untergrund von Brüssel.

Projektmanager Jos Van Steenwinkel erklärt, dass in der Hauptstadt Brüssel etwa 45 Bohrungen durchgeführt worden sind, um das Potenzial des Untergrunds zu untersuchen. "Wir nutzen den Untergrund in einer bestimmten Tiefe, um Energie zu speichern, Energie, die im Winter zum Heizen verwendet werden kann – und im Sommer zur Kühlung."

Im Brüsseler Stadtteil Thurn und Taxis sind fast alle großen Gebäude mit geothermischer Energie ausgestattet. Das Brüsseler Umweltgebäude ist einer der Pioniere: Es hat 8 Brunnen, die bis zu 87 Meter tief sind, um die Wärme des Erdreichs zu nutzen.

"Der Untergrund in 10 Metern Tiefe ist von Natur aus warm"

Aber woher weiß man, ob die geothermische Energie in einem bestimmten Gebiet genutzt werden kann? Und wie tief muss man bohren?

Mathieu Agniel vom BruGeo-Projektbüro bei Brussels Environment zeigt uns Brugeo-Tool, ein Instrument, das all diese Fragen beantwortet soll. "Man sieht die Region Brüssel und hat mehrere Funktionen", erklärt Hydrogeologe Mathieu Agniel die Anwendung. 

"Man kann den Untergrund in 3D visualisieren, man kann virtuelle Bohrungen durchführen. Man kann die geothermische Machbarkeit mit Hilfe der Anwendung analysieren. Wir wissen sehr gut, dass der Untergrund in 10 Metern Tiefe von Natur aus warm ist, wir haben hier in Belgien ungefähr zwölf Grad, und das das ganze Jahr über."

Diese stabile Wärme aus der Erde wird dann mit Hilfe einer Wärmepumpe angepasst und nutzbar gemacht, egal ob es sich um oberflächliche Geothermie mit Sonden in einigen Metern Tiefe handelt oder um Tiefengeothermie mit  Bohrungen bis zu drei Kilometern 

"Für nachhaltige Nutzung sei es notwendig, der Erde Energie zurückzugeben"

Das Gesamtbudget von BruGeo beträgt etwas mehr als eine Million Euro, fast die Hälfte davon kommt von der europäischen Kohäsionspolitik. Fünf Partner wie Universitäten und Forschungsinstitute sind an dem Projekt beteiligt.

Pierre Gerard, der BruGeo-Projektleiter von der Universität Brüssel erklärt, dass man mit dem Projekt mehr über den Brüsseler Untergrund in Erfahrung bringen wollte. Die mangelnde Kenntnis war ein Hindernis für die Entwicklung der Geothermie. Für eine wirklich nachhaltige Nutzung sei es notwendig, der Erde die Energie zurückzugeben, die aus ihr herausgepumpt wird.

"Wir müssen dafür sorgen, dass das, was wir ihr im Winter entziehen, durch die natürliche Regeneration im Sommer wieder ausgeglichen werden kann. Dabei ist es wichtig, die geothermischen Eigenschaften des Untergrunds zu kennen, denn ein Lehmboden zum Beispiel oder ein Sandboden regenerieren sich nicht mit der gleichen Geschwindigkeit", so Pierre Gerard. 

Die Nachfrage nach geothermischen Anlagen in Brüssel ist wegen der Energiekrise und Projekten wie BruGeo seit 2022 enorm gestiegen, sagt die leitende Geologin und Expertin für Geothermie am Geologischen Institut von Belgien, Estelle Petitclerc.

Nach Angaben von BruGeo ist die Zahl der geothermischen Anlagen von 40 zu Beginn des Projekts auf mehr als hundert neue Anträge im letzten Jahr gestiegen. 

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